Vor der UNO-Generalversammlung in New York sprach der iranische Präsident Hassan Rohani zunächst über die neuen globalen Nachhaltigkeitsziele. Mit der Einigung auf das Atom-Abkommen seien die Voraussetzungen für die regionale und internationale Zusammenarbeit besser geworden, sagte Rohani.
Doch dann wechselte er das Thema – und den Ton. Die Massenpanik während der Pilgerfahrt nach Mekka sei desaströs und erschütternd. Bei dem Unglück waren 769 Menschen getötet und 934 verletzt worden. Unter den Todesopfern waren weit über 100 Iraner.
Rohani forderte eine internationale Untersuchung des Unglücks. Und er liess keinen Zweifel daran, dass er die saudi-arabischen Behörden und die Regierung in der Verantwortung sieht. Möglicherweise seien die besten saudi-arabischen Sicherheitskräfte nicht in Mekka eingesetzt worden, sondern mit dem Krieg in Jemen beschäftigt, meinte der iranische Präsident.
Saudi-Arabien wies die iranische Kritik zurück. «Die Iraner sollten dieses Tragödie nicht politisch ausschlachten», sagte der saudi-arabische Aussenminister Adel al-Jubeir.
Chamenei fordert Entschuldigung
Ins gleiche Horn wie Rohani blies der oberste Geistliche Irans, Ajatollah Ali Chamenei. Er verlangt von Saudi-Arabien gar eine Entschuldigung. Dies teilte Chamenei am Sonntag über seine eigene Internetseite mit. Der Vorfall werde nicht vergessen, mahnte er. Die islamische Welt habe viele Fragen.
Geringere Chancen für Frieden
Indem Rohani und Chamenei die Auseinandersetzung mit Saudi-Arabien das Mekka-Unglück stark kritisieren, machen sie eines klar: Der Iran denkt nicht daran, den Ton zu mildern und die Kritik zu dämpfen. Die seit Langem angespannte Beziehung zwischen den beiden Staaten wird so noch schlechter.
Diese Spannungen dürften auch die Generaldebatte der UNO-Vollversammlung ab Montag überschatten. Die Chancen, am Rande der Debatte Friedenslösungen für Syrien und Jemen zu finden, werden damit geringer. Denn für diese Konflikte reicht es nicht, wenn sich die Grossmächte einigen. Ohne eine Kooperation der beiden Regionalmächte – des schiitischen Iran und des sunnitischen Saudi-Arabien – geht in Syrien und Jemen wenig bis gar nichts.