Donald Trump ist der Kandidat mit den meisten Delegiertenstimmen im Präsidentschaftswahlkampf der Republikanischen Partei. Nun ist er mit führenden Vertretern seiner Partei in Washington zusammengekommen.
Vor allem der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, hatte sich zuletzt sehr reserviert über den schrill auftretenden und politisch wenig versierten Multimilliardär geäussert. Er könne ihm bisher noch nicht die Unterstützung zusichern, hoffe aber, dass dies in Zukunft möglich sein werde, hat Ryan erklärt.
Trumps Politik nicht republikanisch
Beim Establishment seiner eigenen Partei ist Trump wegen seiner Persönlichkeit, aber auch wegen seiner politischen Standpunkte unbeliebt. Er will den Mindestlohn erhöhen, internationale Handelsabkommen aufkündigen, hingegen die von Präsident Barack Obama eingeführte Krankenversicherung nicht abschaffen. Alles Positionen, die vor allem der konservative Flügel der Republikaner nicht teilt.
Keine Unterstützung von George W. Bush
Grosse Teile der Partei befürchten, dass Trumps Kandidatur negative Auswirkungen haben könnte: Nicht nur auf die Chancen der «Grand Old Party» bei der Präsidentschaftswahl am 8. November, sondern auch auf die Kongresswahlen. Im Senat und im Abgeordnetenhaus verfügen die Republikaner derzeit über eine Mehrheit.
Mehrere führende Politiker haben bereits ihre Teilnahme am Nominierungsparteitag im Juli in Cleveland, Ohio, abgesagt. Andere prominente Republikaner, etwa der frühere Präsident George W. Bush und sein Bruder Jeb Bush, haben angekündigt, Trump nicht zu wählen.
Gegenseitige Abhängigkeit
Mit dem Treffen von Trump mit Vertretern der Republikanischen Partei ist wohl die Einsicht gereift, dass man sich gegenseitig braucht, sagt SRF-Korrespondent Peter Düggeli. in Washington: «Die Partei braucht Trump, weil er ihr Kandidat sein wird und weil Trump so viele neue Wähler in die Partei gebracht hat. Aber auch Trump braucht die Republikanische Partei, weil sie ein grosses Netzwerk und Geld hat.»
Derzeit stünden Geldgeber aber noch auf der Bremse. Trump werde bis zu 1,5 Milliarden Dollar brauchen, um gegen Hillary Clinton eine Chance zu haben. Wegen dieser gegenseitigen Abhängigkeit werde Trump aber nicht über Nacht plötzlich ein treuer Parteisoldat, sagt Düggeli. «Er wird weiter provozieren, um seine Wähler zu halten. Aber er wird vermutlich weniger gegen die Parteileitung poltern und ein bisschen mehr gegen Hillary Clinton.»