«Die Russen sind wichtig für das Geschäft, weil sie immer das Teuerste kaufen.» Mustafa, Leder- und Pelzhändler auf dem Grossen Basar von Istanbul, spürt das Wegbleiben der russischen Touristen. «Die sind sonst unsere allerbesten Kunden, aber in diesem Jahr kommen sie nicht.»
In den vergangenen Jahren kamen immer mehr Gäste aus Russland in die Türkei. Gut fünf Millionen waren es im Jahr 2014. Entsprechend stellten sich viele Hotels, zum Beispiel rund um die Touristenhochburg Antalya, ganz auf die Wünsche ihrer russischen Kundschaft ein.
Weniger Buchungen aus Russland
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu warnte denn auch bereits kurz nach dem Inkrafttreten der ersten EU-Sanktionen gegen Russland und der folgenden Schwäche des Rubels vor ernsthaften Folgen für den türkischen Tourismus.
Und er kündigte Massnahmen an: Zwei Monate lang bezahlte der türkische Staat für jedes Passagierflugzeug aus Russland 6000 US-Dollar Kerosinzuschlag, um den Flug in die Türkei so billig wie möglich zu machen. Trotzdem ging die Zahl der Touristen aus Russland zurück: Der türkische Hotelier-Verband in Antalya verzeichnete 2015 im Vergleich zum Vorjahr bisher über 30 Prozent weniger Buchungen. Das entspricht rund einer halben Million Gäste, die ausbleiben.
Weniger Exporte nach Russland
Auch andere Branchen der türkischen Wirtschaft leiden unter den Russland-Sanktionen. Die Exporte nach Russland brachen insgesamt um 20 Prozent ein. Dies nachdem Russland in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Exportmärkte für türkische Unternehmen aufgestiegen war. Betroffen sind ausserdem türkische Investoren vor Ort in Russland. Wegen der Krise mussten sie ihre Arbeiter und Maschinen abziehen.
Neben Russland stecken auch andere Märkte, auf die sich türkische Unternehmer in den vergangenen Jahren konzentrierten, in der Krise: Irak, Libyen, Ägypten und Syrien. Türkische Experten rufen die Wirtschaft deshalb auf, sich umzuorientieren. Wohin, wissen sie leider nicht.