Mehr als vier Wochen nach dem Putschversuch in der Türkei reisst die Welle der Festnahmen und Entlassungen nicht ab. Bislang seien 40'029 Menschen festgenommen worden, sagte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim gestern in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Gegen 20'355 von ihnen sei Haftbefehl ergangen.
Zudem hätten 79'900 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ihren Arbeitsplatz räumen müssen, sagte Yildirim weiter. Auch seien 4262 Unternehmen und Einrichtungen geschlossen worden, weil sie mit dem Prediger Fethullah Gülen zusammengearbeitet hätten.
Über 130 Medien geschlossen
Die türkische Regierung hält den seit 1999 im selbst gewählten Exil in den USA lebenden Gülen für den Drahtzieher des Putschversuchs am 15. Juli 2016. Gülen hat den Umsturzversuch von Teilen des Militärs verurteilt und bestreitet eine Verwicklung darin.
Unmittelbar nach dem Putschversuch hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan weitreichende «Säuberungen», wie er seine Aktionen selbst nannte, angekündigt. Sie richteten sich gegen Polizei, Militär, Justiz, Verwaltung, Bildungswesen und Medien. Mehr als 130 Zeitungen und andere Medien wurden geschlossen. Zuletzt nahm die Regierung auch Unternehmen ins Visier.