Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit Kränen und blossen Händen versuchen die Rettungskräfte in Bangladesch, meterhohe Betonteile wegzuräumen. Hunderte sollen noch unter den Trümmern liegen. 187 Leichen wurden bislang geborgen. Die Mehrheit davon sind Frauen. Über 1000 Menschen wurden verletzt. In dem Haus waren Textilfabriken und ein Einkaufszentrum beherbergt.
Zum Zeitpunkt des Unglücks, am Mittwochmorgen, hätten sich rund 2000 Menschen in dem Gebäude aufgehalten, sagte ein Feuerwehrmann am Ort des Geschehens. Rettungskräfte suchten unter den Trümmern des Rana-Plaza-Gebäudes in Savar, rund 30 Kilometer ausserhalb der Hauptstadt Dhaka, nach Überlebenden. Es wird deshalb befürchtet, dass noch Hunderte Menschen unter Betonteilen liegen.
Riss im Gebäude ignoriert?
Am Tag zuvor sei bereits ein Riss in dem Gebäude entdeckt worden. Eine Warnung, keine Arbeiter in das Gebäude zu lassen, hätten die Fabrikbesitzer anscheinend missachtet, sagte ein Polizeisprecher.
Die Textilfabriken in Bangladesch, in denen auch viele deutsche Handelshäuser fertigen lassen, sind berüchtigt für schlechte Arbeitsbedingungen und mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen. Schon mehrfach gab es Feuer mit vielen Opfern. Im November waren bei Bränden mindestens 120 Menschen ums Leben gekommen.
Im Grossraum Dhaka werden oft ohne Genehmigung Häuser errichtet und dabei Bauvorschriften ignoriert werden. Vor acht Jahren brach im selben Viertel bereits eine Textilfabrik zusammen. Damals kamen Dutzende Menschen um.
In den rund 4500 Kleiderfabriken des Landes produzieren vor allem Frauen unter oft schwierigen Bedingungen Waren für westliche Bekleidungskonzerne. Bangladesch ist nach China der zweitgrösste Textilproduzent der Welt. Die Branche erwirtschaftet 80 Prozent des Jahresexports des asiatischen Landes von 24 Milliarden Dollar.