SRF News: Die Schweiz ist an der UNO-Generalversammlung in New York hochkarätig vertreten – mit drei Bundesräten. Wie erklärt sich diese starke Schweizer Präsenz?
Fredy Gsteiger: Es gibt mehrere Themen, welche die Schweiz betreffen und bei denen sie mitreden will. Da ist zum einen das Gipfeltreffen zum Thema Migration und ein weiteres Gipfeltreffen zum Thema Antibiotika-Resistenzen, wo die Schweiz als Pharma-Standort natürlich eine Rolle spielt.
Dazu kommt: Die Generaldebatte ist auch immer der perfekte Ort, wo man ohne Aufwand gleich im Dutzend andere Staatschefs und Minister treffen kann. Manche sprechen in diesem Zusammenhang auch von einem politischen Speeddating. Und schliesslich geht es diesmal in New York auch noch darum, die Weichen zu stellen für die Nachfolge von Generalsekretär Ban Ki Moon, der Ende Jahr abtritt.
Weshalb ist es denn wichtig für die Schweiz, wer sein Nachfolger wird?
Es ist vor allem bedeutsam, weil die Schweiz mit Genf den zweitwichtigsten UNO-Sitz beherbergt. Und für dessen Zukunft, ob er nun gestärkt oder allenfalls geschwächt wird, hängt es natürlich sehr davon ab, wer Generalsekretär wird – ob das nun ein Genf-freundlicher Generalsekretär wird oder eben nicht.
Und wen würde sich die Schweiz als neuen Generalsekretär, neue Generalsekretärin wünschen?
Offiziell hält sich die Schweizer Diplomatie sehr bedeckt. Sie vermeidet es, Namen von Favoriten zu nennen. Denn das wäre ja auch heikel für die Schweiz. Wenn es am Ende dann doch jemand anderes wird, hätten die Schweiz und die UNO-Stadt Genf nicht besonders gute Karten. Was die Schweiz aber sehr deutlich macht: Sie möchte einen starken Generalsekretär, also mehr General als Sekretär. Jemanden, der energisch ist, visionär. Jemanden, der einen grossen politischen Leistungsausweis aufweist und führungsstark ist. Auf dieses Profil passen von den bekannten Kandidaten vor allem zwei: Der frühere UNO-Flüchtlingschef, der Portugiese Antonio Guterrez, und die UNO-Entwicklungshilfechefin, die Neuseeländerin Helen Clark.
Hat denn die Schweiz überhaupt einen Einfluss darauf, wer nächster Generalsekretär wird?
Die Schweiz spielte insbesondere eine wichtige Rolle, als es darum ging, dass diesmal das Wahlverfahren offener und transparenter gestaltet worden ist. Aber wenn es darum geht, eine bestimmte Person zu wählen, dann hat die Schweiz als Nichtmitglied im Sicherheitsrat natürlich nicht allzu viel mitzureden.
Offizielle Kandidaten für das UNO-Generalsekretariat
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Bild 1 von 12. Susana Malcorra hat bereits einschlägige Erfahrungen in den Vereinten Nationen gemacht. Sie war Kabinettschefin im Kreis von Ban Ki Moon und stellvertretende Geschäftsführerin des Welternährungsprogramms. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 12. Vuk Jeremić war von 2007 bis 2012 serbischer Aussenminister. Vier Jahre zuvor wurde der studierte Naturwissenschafter ins Verteidigungsministerium Serbien und Montenegros berufen, um als Sonderbeauftragter Beziehungen zur NATO und zur EU zu pflegen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 12. Die ehemalige Premierministerin Neuseelands Helen Clark bestätigte am 4. April, dass sie ins Rennen um die Nachfolge von Ban Ki Moon steigt. Sie ist seit 2009 Leiterin des UNO-Entwicklungsprogramms UNDP. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 12. Das Amt des Generalsekretärs wird üblicherweise im Rotationsverfahren vergeben, demnach wäre diesmal Osteuropa an der Reihe. Zwingend ist dies jedoch nicht. Bulgarien schlug im Februar Irina Bokova offiziell als neue UNO-Generalsekretärin vor. Die 63-Jährige ist seit 2009 Generaldirektorin der UNESCO, davor war sie bulgarische Aussenministerin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 12. Sloweniens Regierung hat Danilo Türk offiziell nominiert. Der Jurist war von 2007 bis 2012 Staatspräsident des Landes. Zuvor hatte er Slowenien jahrelang als UNO-Botschafter in New York vertreten und war Assistent des ehemaligen Generalsekretärs Kofi Annan. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 12. Montenegro versucht sein Glück mit dem ehemaligen Finanz- und Aussenminister Igor Luksic. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 12. Mazedonien setzt auf Srgjan Kerim, Diplomat und ehemaliger Präsident der UNO-Generalversammlung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 12. Moldawien schickt seine ehemalige Aussenministerin (von 2013 bis 2016) Natalia Gherman ins Rennen. Sie ist die Tochter von Mircea Snegur, der nach dem Zerfall der Sowjetunion der erste Staatspräsident der nunmehr unabhängigen Republik Moldau war. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 12. Auch die kroatische Soziologin Vesna Pusic kandidiert für das Spitzenamt: Sie war von 2011 bis Januar 2016 Aussenministerin Kroatiens. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 12. Portugal hat den früheren Ministerpräsidenten Antonio Guterres ins Rennen geschickt. Er war bis Dezember UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 12. Miroslav Lajčák ist ein slowakischer Diplomat und parteiloser Politiker. Seit 2012 ist er Aussenminister und Vizepremier der zweiten Regierung Fico. Erfahrung in der internationalen Diplomatie konnte er zudem im Amt des Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft für Bosnien und Herzegowina und als Sondergesandter der EU sammeln. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 12. Christiana Figueres aus Costa Rica war früher UNO-Klimachefin (2010 bis 2016). Sie warf ihren Hut erst im Juli in den Ring. Bildquelle: Keystone.