Die UNO-Bilanz zur Lage der Weltmeere ist geprägt von nüchtern-bürokratischen Formulierungen. Der Wunsch, wenigstens sprachlich auf Dramatisierungen zu verzichten, ist überdeutlich. Trotzdem erlaubt die Evaluation keinerlei Zweifel, was auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon bestätigt.
Um die Meere steht es schlecht. Die Folgen der Zivilisation sind verheerend. Nur ein paar Beispiele: Mehr als ein Viertel des Kohlenstoffausstosses gelangt in die Ozeane. Die Oberflächentemperatur steigt seit Jahrzehnten. Beides bringt die Biosphäre durcheinander und sorgt für mehr und heftigere Stürme. Korallenriffe verschwinden. Die Überfischung rottet ganze Fischarten aus. Die Liste liesse sich fast beliebig verlängern.
UNEP-Chef Achim Steiner: «Zeit der Ausreden ist vorbei»
Lange Zeit gab es eine gute Ausrede, sich um den Schutz der Meere nicht zu kümmern, wie Achim Steiner, Chef der UNO-Umweltbehörde UNEP, sagt: «Die Ozeane waren uns so fremd wie ferne Planeten. Wie wussten wenig darüber, was sich dort abspielte und konnten die Folgen unseres Handelns kaum abschätzen. Doch inzwischen haben die Kenntnisse enorm zugenommen. Die Ausrede gilt nicht mehr.»
Doch was getan werde, um die Meere zu schützen, hinke weit hinter dem her, was nötig wäre. Der politische Wille zum Handeln fehlt in den meisten Ländern. Statt etwa die Fischerei zu bremsen, wird sie vielerorts gar subventioniert. Und es wird verlangt, weite Teile der Arktis für die Ausbeutung von Öl und Gas mit absehbar dramatischen Umweltfolgen zu öffnen. Steiner spricht von einer Sackgasse.
Ein Welttag, und keiner schaut hin?
Eines der UNO-Nachhaltigkeitsziele, die im Herbst beschlossen werden sollen, ist der nachhaltigen Nutzung und dem Schutz der Ozeane gewidmet. Jetzt müsse man handeln, fordert Ban Ki-Moon.
Am jährlichen Welttag der Ozeane findet ein grosser diplomatischer Empfang statt. Das UNO-Orchester spielt auf, das Empire State Building wird speziell beleuchtet. All das soll die Welt alarmieren. Aber all das wirkt schrecklich hilflos. Denn getan wird wenig, obschon sich die Lage täglich zuspitzt.