Die US-Truppen ziehen sich früher als geplant von ihrer Kampfmission aus Afghanistan zurück. Bereits von diesem Frühling an sollen einheimische Militärs die Verantwortung für die Sicherheit des Landes voll übernehmen.
Die USA sollen dann nur noch eine unterstützende Rolle spielen. Darauf einigten sich US-Präsident Barack Obama und sein afghanischer Kollege Hamid Karsai bei einem Treffen in Washington.
Ursprünglich sollten die afghanischen Truppen erst im Sommer die volle Verantwortung für die Sicherheit ihres Landes übernehmen.
«Ab diesem Frühling werden unsere Truppen eine neue Mission haben: Training, Beratung und Unterstützung von afghanischen Kräften», sagte Obama nach dem mehr als dreistündigen Gesprächen im Weissen Haus. Der Abzug der US-Truppen werde sich daher beschleunigen. Derzeit hätten die USA 66'000 Soldaten im Land.
Obama räumte zwar ein, es gebe noch immer «erhebliche Herausforderungen» und Gefahren am Hindukusch. Auch würden US-Soldaten noch vereinzelt an der Seite afghanischer Kameraden kämpfen müssen. Doch: «Dieser Krieg gelangt zu einem verantwortungsvollen Ende.»
Karsai betonte, dass sich die ausländischen Truppen bereits in den nächsten Wochen aus afghanischen Dörfern zurückziehen werden. Auch die Gefängnisse im Land sollten rasch «unter afghanische Souveränität gestellt werden». Diese Forderungen hatte Karsai seit langem gestellt.
Offen bleibt allerdings die Frage, ob die USA auch nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende 2014 weiterhin Soldaten am Hindukusch stationieren werden. In einer gemeinsamen Erklärung hiess es lediglich, eine solche Möglichkeit solle diskutiert werden.
Vollständiger Abzug denkbar?
Die amerikanische Regierung hatte erst kürzlich durchblicken lassen, dass auch ein vollständiger Abzug aus Afghanistan denkbar sei. Dagegen berichtete die «New York Times» am Freitag, Karsai rechne mit bis zu 15'000 amerikanischen Soldaten. Die Soldaten sollten die afghanischen Streitkräfte beraten sowie gezielte Spezialeinsätze gegen Al-Kaida-Kämpfer durchführen.
Experten bezweifeln, dass die afghanischen Streitkräfte in absehbarer Zeit in der Lage sein werden, die Taliban ohne fremde Hilfe in Schach zu halten. Schliesslich sei es der internationalen Streitmacht in über elf Jahren nicht gelungen, die Taliban in die Knie zu zwingen.
Obama fordert Immunität für US-Truppen
Obama erneuerte seine Forderung, amerikanische Soldaten könnten nur dann längerfristig im Land bleiben, wenn ihnen auch weiterhin Immunität vor einer Strafverfolgung durch die afghanische Justiz gewährt werde. «Ich denke, Präsident Karsai versteht das.» Auch Karsai deutete an, dass er mit einer solchen Lösung einverstanden sei.
Derzeit sind 66'000 US-Soldaten und noch etwa 30'000 Soldaten aus anderen Ländern in Afghanistan stationiert.