US-Verteidigungsminister Chuck Hagel tritt zurück. Das meldeten zunächst mehrere grosse Zeitungen in ihren Online-Ausgaben. Präsident Barack Obama bestätigte die Demission in Washington. Laut «New York Times» legte Obama Hagel wegen Meinungsverschiedenheiten über das Vorgehen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und den Einsatz von Kampfeinheiten im Irak und in Syrien einen Rücktritt nahe.
Obama würdigt Hagel
Zur offiziellen Verabschiedung übten sich beide in Harmonie. «Über all die Jahre war er ein herausragender Verteidigungsminister und hat so dafür gesorgt, dass unsere Streitkräfte für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet sind», würdigte Obama den scheidenden Minister.
Hagel habe wie kein anderer die Soldaten verstanden. Ihre Sicherheit und ihr Leben hätten ihm stets am Herzen gelegen. «Als ich Chuck damals fragte, ob er sich das Amt vorstellen könnte, stand unsere Armee vor einem grossen Umbruch», so Obama. «Heute ist unsere Armee einsatzbereit und stärker als je zuvor.»
Kaum ist der Abgang von Hagel offizielle machen auch schon die Namen möglicher Nachfolger für das Amt des Verteidigungsministers die Runde. Angeführt wird die Kandidatenliste von Michèle Flournoy und Ashton Carter.
«Das Weisse Haus setzt auf Leute, die den Laden schon kennen und wissen, wie man mit den Militärs umgehen muss», sagt SRF-Korrespondent Arthur Honegger. In dieser Hinsicht konnte Chuck Hagel nie so recht überzeugen. Angesicht der Bedrohung durch den IS sei nun ein Verteidigungsminister gefragt, der zupacken kann.
Hagel war vor der Wahl umstritten
Der frühere Senator war im Februar 2013 an die Spitze des Pentagons gerückt. Nach wochenlangen Debatten hatte der Senat in Washington den republikanischen Ex-Senator Chuck Hagel als neuen US-Verteidigungsminister bestätigt.
Obama sagte damals, Hagel sei mit seiner Vergangenheit als Vietnamveteran und seiner Erfahrung in der Politik, «der Verteidigungsminister, den unsere Nation braucht, und der Anführer, den unsere Truppen verdient haben».
Zu weich für Republikaner
Die Personalie Hagel war über Wochen zur parteipolitischen Kraftprobe Obamas mit den Republikanern geraten. Die Republikaner hatten die Ernennung ihres Parteikollegen mit einem sogenannten Filibuster (Dauerreden) zunächst platzen lassen.
Vielen Konservativen war er nicht hart genug. Sie kritisierten, dass der Vietnamveteran – wie der Präsident – zu lange auf Diplomatie bei der Lösung internationaler Konflikte setze und militärische Gewalt nur als allerletztes Mittel sehe. «Sie sehen ihn als illoyalen Seitenwechsler und werden ihn wohl nicht vermissen», sagt SRF-Korrespondentin Priscilla Imboden dazu.
Unklar ist, was der Wechsel an der Spitze des Pentagons für die Kriegseinsätze der USA im Nahen Osten bedeutet. «Es ist gut möglich, dass wir bald einen Strategiewechsel sehen, was die Einsätze von US-Soldaten in Afghanistan, im Irak und in Syrien angeht», so Imboden.