In El Salavador wird Óscar Romero, der Bischof der Armen, längst als Heiliger verehrt. Nun hat ihm auch die katholische Kirche offiziell Tribut gezollt und den ermordeten Erzbischof seliggesprochen.
Hunderttausende Gläubige, mehrere Staats- und Regierungschefs sowie zahlreiche kirchliche Würdenträger wohnten der Zeremonie in San Salvador bei. Geleitet wurde die Messe von dem italienischen Kurienkardinal Angelo Amato. «Romero hat mit der Kraft der Liebe Frieden geschaffen und mit seinem Leben Zeugnis für den Glauben abgelegt», hiess es in dem apostolischen Brief von Papst Franziskus.
Während der Messe erschossen
Romero wurde vor 35 Jahren auf symbolträchtige Weise ermordet: Ein Scharfschütze traf ihn ins Herz – just in dem Moment, in dem er während einer Messe den Kelch zum Abendmahl hob.
Der Erzbischof galt der herrschenden Clique als Staatsfeind Nummer Eins. Er wurde getötet, weil er sich für Menschen- und Volksrechte sowie für die Belange der Armen einsetzte. Damit brachte er die reichen Eliten und das Militär gegen sich auf. «Damals war El Salvator eine Militärdiktatur. Meinungsfreiheit gab es nicht. Der einzige, der Klartext redete und sich für das Volk einsetzte, war Romero», sagt Lateinamerika-Journalistin Sandra Weiss.
Ähnlichkeit mit Papst Franziskus
Dass das Volk Romero derart verehrte, hatte laut Weiss auch damit zu tun, wie er das Evangelium verstand. «Ähnlich wie Papst Franziskus legte er keinen Wert auf Statussymbole.» Zudem lebte er fast ärmlich, war dem Volk sehr nahe und setzte sich für die Belange der Armen ein.
Innerhalb der Kirche jedoch hatte Romero sehr viele Feinde. «Unter Papst Johannes Paul und Benedikt hatten die erzkonservativen Strömungen die Oberhand im Vatikan. Für diese Kreise war Romero ein gefährlicher Abweichler und sie blockierten die Seligsprechung», so Weiss.
Unter Papst Franziskus ist das nun anders. Grund dafür dürfte nicht so sehr seine ebenfalls lateinamerikanische Herkunft sein. Nach Meinung von Weiss liegt das eher daran, wie Franziskus das Evangelium versteht, und dass er Jesuit ist. Denn: Die Jesuiten sind der Orden mit den meisten Märtyrern und derjenige, der das Evangelium am politischsten versteht.
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Bild 1 von 7. Am 23. Mai 2015 wird Óscar Romero von Papst Franziskus selig gesprochen. In Lateinamerika gilt der Erzbischof aus El Salvador dank seinem Einsatz für die Armen und gegen das Militärregime schon längst als Heiliger. Vorgezeichnet war dieser Lebensweg allerdings nicht. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 7. Óscar Romero kam 1917 in El Salvador als eines von sieben Geschwistern zur Welt. Mit 13 Jahren trat er ins Priesterseminar ein; mit 24 Jahren empfing er die Priesterweihe in Rom. Danach arbeitete Romero lange als Priester in der Stadt San Miguel. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 7. Romero war ein Anhänger der lateinamerikanischen Befreiungstheologie; gleichzeitig galt er als konservativ. Als er am 3. Februar 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde, standen progressive Priester dieser Ernennung kritisch gegenüber. Für die Konservativen und die Oligarchie des Landes war er hingegen ein Wunschkandidat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 7. Zur gleichen Zeit nahmen die Spannungen im Land zu. Ende Februar 1977 schossen Polizisten und Soldaten auf Demonstranten, die gegen gefälschte Wahlen auf die Strasse gingen. Ein persönlicher Wendepunkt für Romero war die Erschiessung eines Freundes, des Jesuitenpaters Rutilio Grande, im März desselben Jahres. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 7. Von nun an distanzierte sich Romero mehr und mehr von der Regierung, die weitere Demonstrationen blutig auflöste. Stattdessen prangerte er in seiner wöchentlichen Messe die Gewalttaten des Regimes an und las die Namen derjenigen vor, die getötet wurden. Die Predigt, per Radio übertragen, wurde zu einer wichtigen Informationsquelle für das Volk. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 7. Der Erzbischof, der im Kommunismus einst ein grosses Übel gesehen hatte, setzte sich nun für die Armen und für ihre Rechte ein. Damit brachte er neben dem Militär auch Grossgrundbesitzer und Teile der katholischen Kirche gegen sich auf. Trotz Todesdrohungen fuhr Romero mit seiner Arbeit fort. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 7. Als Romero am 24. März 1980 eine Predigt hielt, wurde er von einem Scharfschützen erschossen. Zu seiner Beerdigung fanden sich hunderttausende Menschen ein. Doch das Militär eröffnete das Feuer auf die Menge; mehr als 40 Menschen kamen ums Leben. Es war der Auslöser für einen zwölfjährigen Bürgerkrieg, bei dem 75‘000 Menschen starben. Bildquelle: Keystone.