Zum zweiten Mal binnen weniger Tage hat ein Parteifreund des indischen Premierministers Narendra Modi die Vergewaltigung von Frauen in seinem Land bagatellisiert. «Solche Dinge passieren nicht absichtlich. So etwas geschieht versehentlich», sagte der Innenminister des Bundesstaats Chhattisgarh, Ramsevak Paikra, vor Journalisten.
Später versuchte der für Recht und Ordnung zuständige Politiker noch seine Entgleisung mit dem Hinweis zu relativieren, er sei falsch zitiert worden. Mehrere Fernsehsender strahlten die Bemerkungen Paikras jedoch im Original aus.
Manchmal ist es richtig, manchmal ist es falsch.
Bereits am Donnerstag hatte der Innenminister des Bundesstaats Madhya Pradesh, Babulal Gaur, die sexuelle Gewalt gegen Frauen in Indien drastisch verharmlost und sogar ansatzweise verteidigt. Vergewaltigung sei «ein soziales Verbrechen, das von Männern und Frauen abhängt», sagte Gaur.
«Manchmal ist es richtig, manchmal ist es falsch.» Jedenfalls könne ermittlungstechnisch «nichts getan werden, solange es keine Anzeige gibt».
Beide Politiker gehören Modis Bharatiya-Janata-Partei (BJP) an. Die BJP-Führung distanzierte sich von den Aussagen der Minister. Deren Ansichten würden nicht die der Partei repräsentieren, hiess es.
Wachsende Entrüstung
Seit mehrere besonders brutale Fälle von Massenvergewaltigungen an die Öffentlichkeit gelangt waren, wächst in Indien die gesellschaftliche Entrüstung über sexuelle Gewalt gegen Frauen. So waren Ende Mai in einem Dorf des Bundesstaats Uttar Pradesh die Leichen zweier 12 und 14 Jahre alter Cousinen gefunden worden, die mehrfach vergewaltigt und dann an einem Baum aufgehängt worden waren.
Am Samstag wurden in Uttar Pradesh erneut zwei Mädchen Opfer einer Gruppenvergewaltigung. Die 13 und 15 Jahre alten Schwestern wurden von drei Männern entführt und in einem Waldgebiet vergewaltigt.
Massenproteste nach Tod einer Studentin
Im Dezember 2012 hatte die tödliche Gruppenvergewaltigung einer jungen Studentin in Neu Delhi Massenproteste gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen ausgelöst.
Seitdem wurden die Strafen für Vergewaltiger zwar verschärft – auf Vergewaltigung bei Todesfolge steht nun beispielsweise die Todesstrafe. Frauenrechtsaktivisten zufolge werden Sexualverbrechen jedoch in vielen Fällen bis heute nicht ernsthaft geahndet.