Die für Syrien ausgehandelte Feuerpause scheint in der ersten Nacht weitgehend gehalten zu haben. Aktivisten und Beobachter meldeten bisher keine groben Verstösse gegen die von den USA und Russland vereinbarte Waffenruhe.
Nach deren Beginn am Montagabend sei es in grossen Teilen des Landes ruhig geblieben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Mit Beginn der Feuerpause zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs seien auch die Kampfflugzeuge vom Himmel über der besonders umkämpften nordsyrischen Metropole Aleppo verschwunden, sagte ein Sprecher der lokalen Hilfsorganisation Weisshelme.
Gefechte nahe Damaskus
Die Beobachtungsstelle berichtete in der Nacht aber auch von vereinzelten Gefechten. Regimekräfte hätten Rebellengebiete in der nordwestlichen Provinz Idlib beschossen. In der Stadt Kuneitra an der Grenze zu Israel habe es anhaltende Schusswechsel zwischen Regierungseinheiten und Aufständischen gegeben.
Ein Aufständischer in der Region Aleppo sprach von Kampfflugzeugen, die nördlich der Stadt das Feuer mit Maschinengewehren eröffnet hätten. Ein syrischer Militärangehöriger sagte, bewaffnete Gruppen hätten in Aleppo auf Wohngebäude geschossen und drei Mörsergranaten auf einen von der Regierung kontrollierten Bezirk am Stadtrand gefeuert.
Ausserdem habe es Schüsse auf von Rebellen kontrollierte Gebiete nahe der Hauptstadt Damaskus gegeben. Die Verletzungen der Feuerpause seien aber nicht schwerwiegend gewesen.
Sieben-Tage-Frist gilt für alle
Die von Russland und den USA ausgehandelte Feuerpause soll für alle Kräfte gelten, die nicht von den Vereinten Nationen als Terroristen eingestuft werden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist explizit von der Vereinbarung ausgenommen.
Die Armee von Machthaber Baschar al-Assad kündigte an, die Kämpfe gegen Rebellen während sieben Tagen einstellen zu wollen. Man behalte sich jedoch das Recht vor, Vergeltung für jegliche Verletzung der Waffenruhe von anderer Seite zu üben. Dies berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf die Militärführung.
Gemeinsam gegen Terrorgruppen
Die moderate Opposition in Syrien hatte die Feuerpause begrüsst, aber «Garantien» dafür gefordert, dass sich die syrischen Truppen an die Absprachen halten. Sie befürchtet, das Regime könnte die Feuerpause nutzen, um Gebiete zurückzuerobern.
Hält die Waffenruhe für sieben Tage, wollen die USA und Russland nach eigenen Angaben gemeinsam militärisch gegen Terrorgruppen in Syrien vorgehen. Die Feuerpause ist Voraussetzung dafür, dass Millionen Menschen in belagerten und umkämpften Gebieten wie etwa Aleppo humanitäre Hilfe erhalten.