Für die seit 2010 amtierende Präsidentin wollen demnach lediglich 44 Prozent der Befragten stimmen. Es sind die ersten zwei Erhebungen seit dem ersten Wahldurchgang in der vergangenen Woche. Die Stichwahl findet am 26. Oktober statt. Bei der ersten Runde hatte Rousseff 41,6 Prozent der Stimmen erhalten, Neves 33,6 Prozent.
Vor allem die Wähler aus der Arbeiterschicht unterstützten Roussef. Doch in den vergangenen Monaten wuchs der Unmut, und sie wurde zur Zielscheibe einer Massenprotestbewegung, die sich unter anderem gegen Korruption, ein schlechtes Gesundheits- und Schulwesen und die hohe Kriminalität in den Elendsviertel richtete. Hinzu kommt die Wirtschaftsflaute. Brasilien glitt in der ersten Jahreshälfte in die Rezession ab.
Kritik an Rousseffs Partei
Im Fokus der Aufmerksamkeit steht der Korruptionsskandal beim staatlich kontrollierten Öl-Multi Petrobras, in den Rousseffs Arbeiterpartei PT verwickelt sein soll. Die PT wies Anschuldigungen als «verleumderisch» zurück und prüft rechtliche Schritte. Die Behauptungen seien haltlos.
Ein vor Monaten festgenommener Ex-Direktor des Konzerns sagte vor einem Gericht, bei überhöhten Vertragsabschlüssen der Petrobas mit anderen Firmen seien zwei Prozent der Vertragssumme an die PT sowie ein Prozent an deren Bündnispartner, die Fortschrittspartei (PP), abgeführt worden.
Neves hatte den Petrobras-Skandal im Wahlkampf bereits heftig kritisiert. Auch der stärkste Bündnispartner der PT, die Partei der Demokratischen Bewegung (PMDB), soll Gelder erhalten haben. Der Ex-Manager des Konzerns, Paulo Roberto Costa, war im März festgenommen worden. Er schloss mit den Ermittlungsbehörden einen Deal ab, der im Gegenzug für Informationen eine mildere Strafe in Aussicht stellt. Er steht derzeit unter Hausarrest.