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International Warum die Isis-Kämpfer im Irak so schnell vorankommen

Der Irak wird von den Isis-Dschihadisten überrannt. Ministerpräsident Nuri al-Maliki wirkt zunehmend hilflos und ein Zerfall des Landes zeichnet sich ab. Doch viele der Probleme des Iraks sind hausgemacht.

Innert kürzester Zeit haben Isis-Dschihadisten grosse Teile des Iraks erobert und das Land destabilisiert. Dabei sind sie bisher auf wenig Gegenwehr gestossen. Für die jüngsten Ereignisse gibt es sechs Gründe:

  • Die USA hinterliessen ein Land in Unruhe

    Laut Experten haben die USA im Irak zwei Fehler gemacht: Einerseits marschierten sie ins Land ein, ohne erhärtete Beweise für die Produktion von Massenvernichtungswaffen zu haben. Andererseits kam der Truppenabzug aus dem Irak viel zu früh. Mit dem Sturz von Saddam Hussein hatten die USA ihr Ziel zwar erreicht, doch liessen sie ein religiös und ethnisch zersplittertes Volk zurück. Was folgte, war blutige Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten. Diese erbte die überforderte irakische Armee nach dem Abzug der US-Truppen 2011.

  • Al-Maliki hat versäumt, das Land zu einen

    Der Schiit Nuri al-Maliki führt den Irak seit acht Jahren als Ministerpräsident. Dabei wirkt er zunehmend eigenwillig und hilflos. Mit den autonomen Kurden im Norden befindet er sich im Dauerstreit und die Sunniten im Süden und Westen fühlen sich unterdrückt. Statt das Volk zu versöhnen, scharte er nach persönlichen Interessen Minister um sich und schuf eine schiitische Elitearmee.

  • Isis wird vielerorts als geringeres Übel akzeptiert

    Die Arroganz, mit der die irakische Armee geführt wird, ebnete den Weg für die Isis-Kämpfer. Die Extremisten haben keine Mühe gegen die irakischen Soldaten anzukommen, obschon diese klar in der Überzahl sind. Die schiitischen Einheiten wurden vorsorglich in Bagdad zusammengezogen. Sunnitische Soldaten wollen ihren Kopf nicht für Al-Maliki hinhalten. Auch Teile der sunnitischen Bevölkerung schauten dem Isis-Durchmarsch schweigend zu.

  • Das Vermächtnis des Arabischen Frühlings

    Die Iraker beobachteten den Arabischen Frühling 2011 mit stillem Interesse. Weniger, weil sie selbst von einer Revolution träumten, sondern um zu sehen, welche Folgen der Zusammenstoss von Aktivisten und Despoten für die Region haben. Isis ist ein Kind des Irakkriegs (2003 bis 2011), das im syrischen Bürgerkrieg gross wurde. Die Rückkehr der Dschihad-Kämpfer in den Irak ist eine Folge der gescheiterten Bemühungen um mehr Demokratie.

  • Der Irak leidet an historischen Verfehlungen

    Die konfessionellen Grabenkämpfe im Irak haben eine jahrhundertealte Geschichte. Türkische sowie Arabische Sunniten aus Saudi-Arabien und persische Schiiten aus dem Iran buhlen seit jeher um Einfluss in der Region. Sie formten zwischen Euphrat und Tigris einen multiethnischen Schmelztiegel. Dieser zerbrach, als Engländer und Franzosen 1916 willkürliche Grenzen in die Wüste zogen. Dadurch fühlten sich die Bevölkerungsgruppen um ihre regionale Identität beraubt. Isis will diese künstlichen Grenzen nun wieder sprengen.

  • Die Kurden wittern ihre Chance auf Unabhängigkeit

    Die Kurden waren im Spiel der Mächte immer die Verlierer. Erst mit der US-Invasion 2003 konnten sie eine Autonomieregion im Nordirak errichten. Allerdings leben viele Kurden in den irakischen Städten Mossul und Kirkuk südlich der Grenze. In diesem Landstrich befindet sich der ölreichste Teil des Landes. Als diese Städte nun von irakischen Soldaten verlassen und von Isis-Kämpfern bedroht wurden, drängte die kurdische Peschmerga-Armee in das Vakuum. Sie will ihre Eroberung nicht wieder an Bagdad abtreten.

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