In Dänemark hatte die Zeitung «Jyllands Posten» im Jahr 2005 Mohammed-Karikaturen veröffentlicht, die zu weltweiten Protesten führten – vor allem in der muslimischen Welt. Dänische Botschaften wurden angezündet. Gegen den Chefredaktor der Zeitung wurden massive Drohungen ausgesprochen.
«Als ob Anschlag im eigenen Land stattgefunden hätte»
Es gab mehrere vereitelte Anschlagsversuche, darunter einen versuchten Briefbombenanschlag, aber auch einen Mordanschlagsversuch auf den Zeichner der Mohammed-Karikaturen. Deshalb habe man in Dänemark auf den Anschlag auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» in Paris reagiert, als ob er im eigenen Land stattgefunden hätte, sagt Bruno Kaufmann, Nordeuropa-Mitarbeiter von SRF.
«Die Ministerpräsidentin sagte in einer Fernsehansprache, das sei ein Angriff auf die gemeinsamen Werte; ein Angriff auf die Demokratie.» Im ganzen Land habe es letzte Nacht Kundgebungen gegeben, so Kaufmann.
Aufgrund des speziellen Hintergrunds – der Diskussionen um die Mohammed-Karikaturen, die nun seit fast zehn Jahren anhalten – sei den Dänen dieser Anschlag besonders nahe gegangen. Die Beteiligten stünden bis heute unter Polizeischutz. Am Bedrohungsbild habe sich wenig geändert.
Strenge Sicherheitsmassnahmen getroffen
«Der Redaktionssitz der ‹Jyllands Posten› in Kopenhagen ist wahrscheinlich das bestgesicherte Gebäude in der dänischen Hauptstadt neben der US-Botschaft», sagt Kaufmann. Es sei noch besser geschützt als der Sitz der Regierung oder des Aussenministeriums. Insofern gingen Analysten davon aus, dass so ein Attentat wie in Paris gar nicht hätte stattfinden können bei einer dänischen Zeitung.
Die Mohammed-Karikaturen seien eine Konstante im öffentlichen Diskurs in Dänemark. «Natürlich ist die Emotionalität, die am Anfang sehr gross war, etwas zurückgegangen», erklärt der Nordeuropa-Kenner. Heute sei man nüchterner.
Werden Anschläge politisch instrumentalisiert?
«Die einzelnen Akteure, die immer wieder Öl ins Feuer warfen, sind in den Hintergrund getreten.» Aber auch der politische Kontext habe sich verändert, sagt Kaufmann: «Vor zehn Jahren war der frühere Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Dänemark an der Macht.»
Er habe die Kontroverse um die Karikaturen damals – mehr oder weniger geschickt – genutzt, um sie politisch zu instrumentalisieren. Es bleibt abzuwarten, ob die gestrigen Anschläge die politische Debatte in Dänemark nun weiter anheizen, oder zu Besonnenheit anregen.