Die ukrainische Führung hat im Kampf um den Verkehrsknotenpunkt Debalzewe in der Ostukraine die militärische Niederlage eingestanden. Der prowestliche Präsident Petro Poroschenko befahl heute den Abzug der Regierungstruppen aus dem strategisch wichtigen Ort.
Poroschenko lobt seine Truppen
Für Poroschenko ist der Verlust von Debalzewe eine herbe Niederlage. Kremlchef Wladimir Putin hatte bei einem Besuch in Ungarn am Vortag eine Kapitulation der ukrainischen Truppen in Debalzewe gefordert.
Poroschenko bemühte sich dennoch, Stärke zu demonstrieren. Er sei «stolz, Oberbefehlshaber solcher Streitkräfte» zu sein. Die Einheiten hätten in Debalzewe «bis zuletzt mutig ausgeharrt».
Doch noch eine Chance für das Minsker Abkommen?
Mit dem Rückzug der ukrainischen Armee aus dem umkämpften Verkehrsknotenpunkt Debalzewe scheint der Weg für die Umsetzung des Friedensprozesses weiter offen. Unklar ist derzeit jedoch, ob nun der schon überfällige Abzug der schweren Waffen beider Seiten tatsächlich beginnt.
«Zum Beweis des guten Willen» hätten die Separatisten im Raum Donezk mit dem vereinbarten Abzug schwerer Waffen begonnen, behauptete Separatistenführer Eduard Bassurin in Donezk. Er forderte die Regierungseinheiten auf, dasselbe zu tun.
Versöhnliche Töne Richtung Moskau
Obwohl die Eroberung von Debalzewe vom Westen als Verletzung des Minsker Abkommens von vergangener Woche betrachtet wird, setzt die Politik in der EU und den USA weiterhin grosse Hoffnungen in die Vereinbarung.
Man müsse der Umsetzung des Abkommens mehr Zeit geben, liess heute das US-Aussenministerium verlauten. Es wäre nicht richtig, jetzt mit neuen Sanktionen gegen Russland und die Separatisten oder Waffenlieferungen an die Ukraine zu reagieren. Das Minsker Abkommen sei nicht gescheitert.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte Russland erneut. Die EU-Regierungen würden «nicht nachlassen, alles dafür zu tun, damit die Ukraine ihren Weg gehen kann und ihre territoriale Integrität hat». Zugleich warb sie aber für eine Rückkehr Moskaus zu einer Partnerschaft mit der EU: «Wir wollen die europäische Friedensordnung mit Russland gestalten und nicht gegen Russland».