Die anhaltende Gewalt zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Bürgermilizen haben in der Zentralafrikanischen Republik mehr als 400‘000 Menschen in die Flucht getrieben.
Staatschefs der Wirtschaftsgemeinschaft der Zentralafrikanischen Staaten (CEEAC) sahen offenbar einen Ausweg aus der Gewaltspirale in dem Land: Den Rücktritt der Staatsspitze.
Nun legten Übergangspräsident Michel Djotodia sowie dessen Regierungschef Nicolas Tiengaye ihre Ämter nieder. Dies wurde in N'Djamena, der Hauptstadt des Nachbarlandes Tschad, mitgeteilt. Dort berieten die Staatschefs der CEEAC seit Donnerstag.
«So irregulär, wie Djotodia heute zurücktreten musste, so irregulär kam er vor zehn Monaten an die Macht», erklärt SRF-Afrika-Korrespondent Patrik Wülser. Der 64-jährige Diplomat habe sich im vergangenen Frühling mit den Séléka-Rebellen an die Macht geputscht. Er habe versprochen, bis zu den nächsten regulären Wahlen an der Macht zu bleiben und dann freiwillig zurückzutreten. «Er wurde deshalb von der Weltgemeinschaft zähneknirschend als Übergangs-Staatschef bekannt.»
Er war der erste muslimische Präsident der Zentralafrikanischen Republik. Die Zentralafrikanische Republik ist mehrheitlich christlich.
Es brodelt seit März 2013
Die Absetzung von Präsident François Bozizé im März 2013 durch das Rebellenbündnis Seleka hatte das multikonfessionelle Land im Herzen Afrikas in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen gestürzt.
Sein Versprechen, die Rebellenorganisation der Seleka aufzulösen, hat Djotodia gehalten. Patrik Wülser: «Er löste sie tatsächlich auf, aber sie foutierten sich darum. Sie plünderten und mordeten weiter. Die Macht ist ihm in den vergangenen Monaten völlig entglitten.»
Da es den Truppen der Afrikanischen Union nicht gelang, für Ruhe zu sorgen, entsandte die frühere Kolonialmacht Frankreich ein eigenes Truppenkontingent nach Zentralafrika. Bis jetzt war Frankreich aber wenig erfolgreich.
Wahlen in einem Jahr?
Die internationale Gemeinschaft drängt darauf, dass in einem Jahr demokratische Wahlen stattfinden. Doch: «Alles, was es für eine legitime Wahl braucht, einen Konsens über den Ablauf der Wahl, ein Wahlregister, oder schon nur Verkehrs- oder Kommunikationswege, gibt es nicht», sagt Wülser.
Zurzeit sind eine Million Menschen auf der Flucht. Sie wollen, so Wülser, nicht in erster Linie wählen, sondern sie wollen Sicherheit und ein Dach über dem Kopf.