- Beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, sind in der Silvesternacht vor der tunesischen Küste zwei Flüchtlingsboote untergegangen.
- Mindestens 27 Migrantinnen und Migranten aus Afrika seien dabei ums Leben gekommen, darunter auch Kinder.
- Über 80 Menschen konnten derweil gerettet werden.
Etwa 110 Migrantinnen und Migranten aus verschiedenen Ländern südlich der Sahara befanden sich an Bord der zwei behelfsmässigen Boote. Sie waren offenbar von der Ostküste Tunesiens in Richtung der italienischen Insel Lampedusa aufgebrochen.
Die Migrantinnen und Migranten waren «in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar von der Küste in der Nähe von Sfax aus gestartet», wie ein anonymer Beamter der Nationalgarde der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Gemäss dem Zivilschutz in Sfax befinden sich unter den 27 Leichen, die geborgen wurden, auch Kinder. 15 der 83 von der tunesischen Küstenwache geretteten Personen wurden in ein Spital gebracht.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung bestätigte die Nationalgarde die tragische Bilanz und fügte hinzu, dass sich unter den toten Migranten ein Baby befand und dass 17 Frauen und sieben Kinder zu den Geretteten zählten. Die beiden Boote wurden demnach etwa fünf Kilometer vor der Küste der Kerkennah-Inseln entdeckt. Eines der beiden Boote war gekentert, während das andere bereits gesunken war.
Neben Libyen ist Tunesien, dessen Küste an einigen Stellen weniger als 150 km von der italienischen Insel Lampedusa entfernt ist, in den letzten Jahren zum wichtigsten Ausgangspunkt für Migrantinnen und Migranten in Nordafrika geworden. Sie versuchen von dort nach Europa zu gelangen. In den letzten Wochen, die von schlechten Wetterbedingungen geprägt waren, kam es in Tunesien zu mehreren Schiffbrüchen
1700 Tote auf zentraler Mittelmeerroute im Jahr 2024
Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung von Unicef stieg die Zahl der im Mittelmeer gestorbenen oder vermissten Migranten im Jahr 2024 auf über 2200 Personen, darunter fast 1700 Tote auf der gefährlichen zentralen Mittelmeerroute zwischen Nordafrika und der italienischen Küste. Diese Bilanz umfasse Hunderte von Kindern, die rund 20 Prozent der Menschen, die übers Mittelmeer fliehen, ausmachen. Die Mehrheit dieser Migranten flieht gemäss Unicef vor gewalttätigen Konflikten und Armut.
Auf Betreiben Italiens schloss die Europäische Union im Juli 2023 eine Partnerschaft mit Tunesien, die eine Budgethilfe von 150 Millionen Euro und 105 Millionen Euro zur Unterstützung des Landes bei der Bekämpfung der irregulären Migration vorsieht. Diese Hilfen führten dazu, dass im Jahr 2024 mehr illegale Boote abgefangen wurden und die Zahl der Ankünfte in Italien deutlich zurückging.