Dreizehn Jahre war Benjamin Netanjahu bisher Premierminister Israels. Zuerst von 1996 bis 1999, dann ununterbrochen wieder seit 2009. Und jetzt sieht es nach einer weiteren Amtszeit aus. Die er vielleicht nicht beenden kann, denn der Generalstaatsanwalt will ihn wegen Korruption anklagen.
Würde Netanjahu tatsächlich angeklagt und verurteilt, droht ihm eine Gefängnisstrafe. Doch so weit kommt es frühestens in einem Jahr. Wer Netanjahu gewählt hat, kümmert das wenig.
«Korruption ist in der Politik Realität»
Klar sei das mit der Korruption unschön, sagt eine junge Netanjahu-Wählerin in Jerusalem. Aber Korruption sei eine Realität in der Politik. Wichtiger als diese Realität ist für sie eine andere, bedrohlichere Realität. Dass sie jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl in einen Bus einsteigt, weil sie Angst hat, ein Palästinenser könnte sich und den Bus in die Luft sprengen.
Mit dieser Angst macht Netanjahu Politik. Nur er könne die Israelis schützen, das wiederholt er seit Jahren. Und inzwischen glaubt ihm das eine Mehrheit auch. Nicht einmal der ehemalige Oberbefehlshaber des israelischen Heeres, Benny Gantz, konnte diese überzeugen, dass auch andere die Sicherheit der israelischen Bevölkerung gewährleisten können. Netanjahus Herausforderer Gantz ist zudem kein Redner. Er gab peinliche Interviews. Netanjahu stellte sogar seinen geistigen Zustand in Frage.
Ein Oppositionsführer mit Macho-Gebaren
Gantz hatte den Wahlkampf mit einem Fernsehspot begonnen, indem er sich brüstete, wie viele «palästinensische Terroristen» er getötet habe im Gazakrieg 2014. Längst ist bekannt, dass in dem Krieg vor allem Zivilisten ums Leben kamen. Die Wahlwerbung erschreckte solche, die ihn ohne solch zynisches Macho-Gebaren vielleicht gewählt hätten. Irgendwann sprach er dann doch noch von «Frieden». Ein Wort, das die meisten in Wahlkämpfen vermeiden, weil «Frieden» links ist.
Aber der Traum einer doch beachtlichen Anzahl Israelis Netanjahu endlich loszuwerden, war vielleicht von Anfang an realitätsfremd. Israel wählt rechts. Und das wird wohl noch lange so bleiben. Auch, wenn sie Netanjahu eines Tages – je nach Standpunkt – wirklich loswerden oder verlieren.