Über sechs Millionen Stimmberechtigte in Israel sind aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Doch im Wahlkampf ging es weniger um Parteien und Inhalte, sondern vor allem um die Frage: Gibt es eine vierte Amtszeit für Premierminister Benjamin Netanjahu? Ob er mit seiner Likud-Partei die Wahlen gewinnen wird oder doch sein Herausforderer Benny Gantz – das wagt niemand vorauszusagen.
Viele Wählerinnen und Wähler in Israel entscheiden sich erst in letzter Minute. Dieses Mal gab es laut Umfragen fast eine Million Unentschiedene – jeder sechste Stimmberechtigte also. Deshalb kämpften die Kandidaten bis zur letzten Minute vor allem um sie.
Allen voran Premierminister Netanjahu, der nach zehn Jahren im Amt noch einmal vier Jahre weiterregieren will. Ihm war in den letzten Stunden vor dem heutigen Wahltag fast jedes Mittel recht. Und immer wieder verwies Netanjahu auf seinen besten und mächtigsten Freund: US-Präsident Donald Trump, der als erster Staatschef Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt Israels anerkannt und die US-Botschaft dorthin verlegt hat.
Im Wahlkampf ging es kaum um Frieden
Gegen den erfahrenen und gut vernetzten Staatsmann Netanjahu anzukämpfen – das war für Herausforderer Gantz nicht einfach. Der ehemalige Oberbefehlshaber des israelischen Heeres versuchte sich als knallharter Verteidiger der Sicherheit Israels und als Saubermann, der Amtszeitbeschränkungen für das höchste Amt einführen will, zu präsentieren. Dies, um Korruption zu bekämpfen, wie sie jetzt Netanjahu in einer Strafuntersuchung vorgeworfen wird. Und ganz kurz probierte er es auch mit einer Friedensbotschaft: Es sei keine Schande, sich um Frieden zu bemühen.
Es ging im Wahlkampf aber nicht um Frieden, auch kaum um soziale Probleme oder Anliegen, sondern fast nur um Sicherheit.