Bilder von Verwüstung im Gaza-Streifen, darüber eingeblendet eine Zahl, die in die Höhe schnellt – Benny Gantz, der während des Gaza-Kriegs 2014 Chef des israelischen Heeres war, brüstet sich in seinem ersten Wahlkampf-Video damit, wie viele Palästinenser er getötet habe.
Für Israelis nichts Neues. Wadie Abunassar, Direktor des International Center for Consultations und in Israel ein bekannter Wahl-Kommentator, verweist auf frühere Wahlkämpfe. 1992 habe sich der israelische Premierminister Jitzchak Rabin, der später zusammen mit Palästinenserführer Jassir Arafat den Friedensnobelpreis erhielt, damit gebrüstet, wie vielen Palästinensern er die Arme und Hände gebrochen habe.
Dass sich Kandidaten in israelischen Wahlkämpfen als Beschützer und Helden darstellten, führt Wadie Abunassar auf die Angst der jüdischen Bevölkerung vor Vernichtung zurück. Dass sie diese Angst bis heute hätten, sei eine Tragödie für Israel. Und daran seien sowohl die Araber als auch die internationale Gemeinschaft schuld.
Klima der Angst im Land
Raketen aus Gaza oder von der Hisbollah im Libanon, Antisemitismus in Europa; klar mache das Angst, sagt der Meinungsforscher. Und Premierminister Benjamin Netanjahu habe seinen Wählern in den letzten zehn Jahren immer Angst eingejagt.
In seinem ersten Wahlkampf Angst vor den Arabern, im zweiten vor den Europäern, im dritten Wahlkampf – vor vier Jahren – Angst vor dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama.
Mit all der Angst, die Netanjahu der jüdischen Bevölkerung eingejagt habe, müsse sie bald zum Psychiater. Das sagt Wadie Abunassar halb im Scherz, aber er meint es auch ernst. Er gehört in Israel zu jenen, die Premierminister Netanjahu eine vierte Amtszeit in Serie voraussagen – weil noch immer so viele Wähler glaubten, nur er könne sie beschützen.