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Angst vor neuem Krieg im Nahen Osten
Aus Tagesschau vom 13.11.2018.
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Israelische Operation in Gaza «Wir fragen uns, ob Netanjahu überhaupt davon gewusst hat»

Innert der letzten zwölf Stunden wurden 300 Raketen aus dem Gaza-Streifen abgefeuert. Zwischen Israel und der palästinensischen Hamas kommt es zu einer gefährlichen Zuspitzung des Konflikts. Die israelische Armee reagiert mit Luftangriffen, auf beiden Seiten gibt es Tote.

Eskaliert war die Lage, nachdem der Einsatz einer israelischen Spezialeinheit im Gaza-Streifen am Sonntag fehlgeschlagen war. Weshalb die Israeli dort zuschlugen, ist nicht geklärt. Die Gewalt ist zu einem Zeitpunkt ausgebrochen, als ein Waffenstillstand in Griffnähe schien. Die Journalistin Inge Günther ist vor Ort.

Inge Günther

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Seit 1996 arbeitet Inge Günther für die «Frankfurter Rundschau» als Korrespondentin in Jerusalem. 2005 wurde sie vom Medium-Magazin unter die zehn besten deutschen Reporter gewählt.

SRF News: Weshalb eskaliert die Lage jetzt?

Inge Günther: Das hat sehr erstaunt. Ich kam am Sonntag nach Gaza rein und alle Leute waren erstmals wieder guter Hoffnung, dass sich die Lage etwas verbessern werde. Vor dem Post Office standen sehr lange Schlangen, die Leute hofften, erstmals seit Monaten wieder eine Gehaltsabschlagszahlung zu bekommen. Das liegt daran, dass Katar als Mitglied dieser Unterhändler über einen Waffenstillstand zugesagt hat, 15 Millionen Dollar in grossen Taschen nach Gaza zu bringen, damit die Gehälter wieder ausgezahlt werden können.

Die Stimmung war gut, man war voller Zuversicht – und dann diese Operation. Warum?

Das ist auf jeden Fall auch eine sehr kritische Frage an die israelische Regierung. Netanjahu war ja noch in Paris, als das Ganze passiert ist. Wir fragen uns vor allen Dingen auch, ob er selber überhaupt davon gewusst hat. Denn er gehört zu denjenigen, die sehr stark für einen Waffenstillstand einhergehend mit Erleichterungen für die Bevölkerung in Gaza sind.

Zwei Männer neben zertrümmerten Häusern
Legende: Die Hoffnung auf eine Besserung der Lage in Gaza wurde mit der Gewalteskalation von vergangener Nacht zerstört. Keystone

Das würde ja heissen, dass jemand anderes bewusst eine Eskalation provoziert.

Wir wissen auch, dass der Verteidigungsminister Avigdor Lieberman zu den Falken gezählt wird. Er hat immer eine sehr harte Linie gegenüber Gaza vertreten. Da könnte schon etwas gelaufen sein, aber wir wissen es tatsächlich nicht. Da muss man insofern auch vorsichtig sein.

Iran könnte durchaus ein Interesse haben, noch einmal eine Eskalation mit Israel anzuzetteln.

Im Gaza-Streifen herrscht nicht nur die palästinensische Hamas, sondern auch die Organisation Islamischer Dschihad. Inwiefern unterscheiden sich die beiden?

Die Hamas ist die viel grössere Organisation, aber der Dschihad ist möglicherweise dann doch die kämpferischere. Vor allen Dingen auch deshalb, weil sie nun ganz eindeutig pro-iranisch ausgerichtet ist. Und Iran könnte durchaus auch ein Interesse haben, noch einmal eine Eskalation mit Israel im Süden anzuzetteln. Vielleicht ist insofern der Dschihad da auch weit ungenierter als die Hamas.

Heisst das auch, die Hamas hat den Dschihad nicht wirklich im Griff?

Die Hamas hat die Oberhoheit, sie haben 40'000 Leute in Gaza unter Waffen. Sie sind eindeutig die eigentliche Macht. Aber es ist auch so, dass die Organisation viel etablierter geworden ist, als sie das früher war. Sie sieht sich von daher auch kritischen Fragen ausgesetzt, ob sie zum Beispiel nicht eine ähnliche Politik macht wie früher die Fatah – sich nämlich Israel anzunähern. Und da tritt der Dschihad nun als Organisation auf, die Militanz propagiert und sich schlagkräftig und radikal gibt.

Gehen Sie von einer weiteren Eskalation der Situation aus?

Das ist im Augenblick auch die grosse Frage. Im Augenblick fliegen hier am Grenzübergang in Gaza immer wieder einzelne Raketen, auch Granateinschläge sind zu hören. Aber es lässt etwas nach im Vergleich zu dem, was heute Nacht los war.

Das Gespräch führte Simon Leu.

Audio
Warum eskaliert die Lage im Gazastreifen?
aus Rendez-vous vom 13.11.2018. Bild: Keystone
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