Das Wahlprozedere: Die etwa 160'000 Parteimitglieder mussten sich bis am Montag Abend um 18 Uhr entscheiden, ob sie Johnson oder Hunt als neuen Chef haben wollen. Das Wahlergebnis wird am Dienstag gegen Mittag in London bekanntgegeben, am Mittwoch wird der Gewählte von der Queen bereits zum neuen Premierminister ernannt und mit der Regierungsbildung beauftragt.
Der Schlachtplan: Falls Boris Johnson Premier wird, will er Grossbritannien an Halloween, am 31. Oktober, aus der Europäischen Union führen, «komme, was wolle». Dabei droht er Brüssel auch mit einem Austritt ohne Abkommen – das hätte negative Folgen für die Wirtschaft und andere Lebensbereiche. May war dreimal mit ihrem mit Brüssel ausgehandelten Deal im Parlament gescheitert. Johnson betonte heute, dass ein geregelter EU-Austritt Ende Oktober mit «Willen und Tatkraft» machbar sei.
Ein geregelter EU-Austritt ist bis Ende Oktober mit Willen und Tatkraft machbar.
Die Reaktion der EU: Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, die Brüsseler Behörde werde unabhängig von der Person eine Arbeitsbeziehung zum May-Nachfolger aufbauen. Zuletzt hatten Spitzenvertreter der EU aber stets betont, den ausgehandelten Pakt nicht noch einmal aufschnüren zu wollen.
Das Kabinett: Britische Medien gehen davon aus, dass Johnson im Falle seines Wahlsiegs viele Regierungsposten neu besetzen wird. Zeitungen spekulierten etwa über ein Comeback des früheren Brexit-Ministers Dominic Raab, der das Justizministerium übernehmen könnte. Angeblich plant Johnson dem «Telegraph» zufolge auch, Ex-Brexit-Minister David Davis zu reaktivieren und ihn zum Finanz- oder Aussenminister zu machen.
Die Rücktritte: Am Wochenende hatten bereits Finanzminister Philip Hammond und Justizminister David Gauke die Aufgabe ihrer Ämter angekündigt, sollte Johnson Regierungschef werden. Mit Alan Duncan, einem Staatssekretär im Aussenministerium, kündigte ein weiterer hochrangiger Politiker. Britische Medien rechnen mit weiteren Rücktritten von EU-freundlichen Ministern.
Die Reaktion der Börse: Einen Tag vor der Wahl des neuen Premiers gerät die britische Währung unter Druck. Das Pfund gab 0.3 Prozent auf 1.2460 Dollar nach. «Der Markt hat das Pfund seit Anfang Mai schon deutlich abgestraft, aber das könnte möglicherweise noch nicht reichen, wenn Boris Johnson eine harte Linie gegenüber der EU fährt», sagte eine Devisenexpertin bei der Commerzbank.
Der Markt hat das Pfund schon deutlich abgestraft, aber das könnte möglicherweise noch nicht reichen, wenn Boris Johnson eine harte Linie gegenüber der EU fährt.
Der Abschied: Die amtierende Premierministerin Theresa May wird sich am Mittwochmittag ein letztes Mal den Fragen der Abgeordneten stellen. Anschliessend wird sie vor dem Regierungssitz Downing Street eine Abschiedsrede halten und dann bei Königin Elizabeth II. im Buckingham-Palast ihren Rücktritt einreichen.