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Journalistin umgebracht «Die Leute sind wütend, dass so etwas passieren konnte»

Der Mord an der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia schockt Europa. Ihr Weggefährte Matthew Xuereb erzählt, wer sie war.

SRF News: Was für eine Person war Daphne Caruana Galizia, die am Montag durch eine Autobombe ums Leben kam?

Matthew Xuereb: Sie war eine der besten Journalistinnen, die Malta je hatte. Sie war eine der investigativsten Journalistinnen und verfügte über sehr viele Quellen. Die Leute steckten ihr allerlei Informationen zu – Wichtiges, aber auch scheinbar Beiläufiges: wo ein Mächtiger mit wem ass und so weiter. Ausserdem hatte sie eine grosse Intuition. Also das, was gute Journalisten ausmacht.

Frau vor einem weissen Gebäude.
Legende: Die Journalistin Daphne Caruana Galizia starb in ihrem Auto. Reuters Archiv (2011)

Wie wurde Caruana Galizias Arbeit von den Mächtigen auf Malta aufgenommen?

Sie wurde natürlich nicht gut aufgenommen, denn dadurch flog ja die Verbindung der Regierung zu den Panama-Papers auf. Dank Daphne erfuhren wir von den geheimen Firmen, die wichtige Regierungsmitglieder auf den Virgin Islands unterhielten – wie etwa der damalige Energieminister oder der Kabinettschef. Dank Daphne kannten die Malteser die Wahrheit. Und sie erfuhren auch, dass die Behörden auf Malta keine Untersuchungen einleiteten. Die Behörden ermittelten nicht gegen die Betroffenen wegen Steuerhinterziehung. Daphne kämpfte dafür, diese Wahrheiten aufzuzeigen.

Daphne Caruana Galizia hatte sich viele Feinde auf Malta und darüber hinaus gemacht.

Gibt es Anhaltspunkte, wer hinter ihrer Ermordung steckt?

Jetzt ist es noch zu früh um das zu sagen. Die Familie sagte gestern, Daphne hätte Morddrohungen bekommen, und diese auch der Polizei gemeldet. Diese wiederum dementierte umgehend, je etwas von Morddrohungen gegen die Journalistin gehört zu haben. Sicher ist: Sie hatte sich viele Feinde auf Malta und darüber hinaus gemacht.

Eine Frau zündet eine Kerze an, hunderte weitere Kerzen brennen bereits.
Legende: Die Malteser gedenken der getöteten Daphne Caruana Galizia mit Trauer – aber auch mit Wut. Reuters

Denken Sie, dass es eine direkte Verbindung zwischen Caruana Galizias Arbeit und dem Bombenanschlag gibt?

Kann sein, kann aber auch nicht sein. Die Oppositionspartei beschreibt es als politischen Mord, aber das sind alles Spekulationen. Lasst uns die Untersuchungen abwarten. Und dann werden wir sehen. Aber nun ja, es bietet sich an, hier eine Verbindung zu sehen.

Ich glaube nicht, dass man uns mit solchen Anschlägen zum Schweigen bringt.

Werden Journalisten in Malta oft für ihre Arbeit attackiert?

Nein, nicht sehr oft. Das letzte Mal war es unsere Zeitung, die betroffen war. Das ist gestern auf den Tag genau 38 Jahre her, am 15. Oktober 1979. Da wurde das Gebäude der «Times of Malta» niedergebrannt. Man wollte uns so zum Schweigen bringen. Das war ein Montag. Genau wie es gestern auch ein Montag war. Und so ist denn auch unser Titel heute: «Black Monday» – schwarzer Montag. Wir haben wieder einen schwarzen Montag, es ist wieder eine Attacke gegen die Pressefreiheit. Dagegen werden wir so lange kämpfen, bis wir gewinnen.

Haben Sie Angst?

Na ja, man denkt schon darüber nach. Aber nein, dieser Kampf für die Pressefreiheit geht einfach weiter. Ich glaube nicht, dass man uns mit solchen Anschlägen zum Schweigen bringt.

Und wie reagieren die Malteser? Haben die Angst?

Es gibt ein Element der Angst, weil es schon der sechste Autobombenanschlag innert zweier Jahre ist. Auch wenn die anderen fünf gegen Kriminelle oder gegen Geschäftsleute gerichtet waren. Aber es gibt auch ein Element der Wut. Die Leute sind wütend, dass so etwas passieren konnte.

Das Interview führte Beat Soltermann.

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