- In Malta ist die bekannte Journalistin Daphne Caruana Galizia getötet worden.
- Sie hatte der Regierung des Inselstaats Korruption vorgeworfen.
- Eine Bombe ist unter ihrem fahrenden Auto explodiert.
Maltesischen Medienberichten zufolge explodierte das Auto, kurz nachdem die 53-Jährige es gestartet hatte. Laut TV-Sender TVM hatte sich Caruana Galizia schon vor zwei Wochen an die Polizei gewandt, weil sie Morddrohungen erhalten habe.
Der maltesische Regierungschef Joseph Muscat sprach von einer barbarischen Tat und einem «schwarzen Tag für unsere Demokratie und unsere Meinungsfreiheit». Der Mitte-Links-Politiker wies die Sicherheitskräfte an, die Täter zu finden und vor Gericht zu bringen.
Genau diesen Regierungschef hatte die Journalistin aber im Visier. Die Frau von Muscat steht im Verdacht, Bestechungsgelder auf Konten in Panama versteckt zu haben. Vorwürfe im Zusammenhang mit Off-Shore-Konten richteten sich auch gegen den Energieminister sowie gegen Muscats Kabinettschef.
«Jeder weiss, dass Caruana Galizia eine scharfe Kritikerin von mir gewesen ist, sowohl politisch als auch persönlich, aber niemand kann diesen barbarischen Akt auf irgendeine Art rechtfertigen», sagte Muscat.
Neuwahlen wegen Vorwürfen der Bloggerin
Die Investigativ-Journalistin Caruana Galizia hatte mit ihrem Artikel über die Grenzen Maltas hinaus für Aufsehen gesorgt. Muscat bestritt die Vorwürfe aber kategorisch und hatte für den Fall, dass sie sich als wahr erweisen sollten, seinen Rücktritt angekündigt.
Die 53-Jährige hatte mit ihren Berichten erreicht, dass Muscat wegen der Vorwürfe vorgezogene Neuwahlen ansetzte. Aus diesen ging Muscats Arbeiterpartei aber trotz Korruptionsvorwürfe als Siegerin hervor.
Eine halbe Stunde vor der Explosion der Autobombe schrieb Caruana Galizia in ihrem Blog: «Überall, wo du jetzt hinschaust, sind Gauner.» und «Die Lage ist hoffnungslos.»
Familie vermutet Motiv für Anschlag
«Meine Mutter wurde ermordet, weil sie zwischen dem Rechtsstaat und jenen stand, die ihn verletzen wollen», schrieb der Sohn von Daphne Caruana Galizia auf Facebook.
Die maltesischen Behörden haben Hilfe von niederländischen Gerichtsmedizinern und Beamte der US-Bundespolizei FBI angefordert. Diese sollen am Dienstag auf der Mittelmeerinsel eintreffen.
EU-Komission fordert umfassende Aufklärung
«Präsident Jean-Claude Juncker und die Kommission verurteilen diesen Anschlag mit den schärfstmöglichen Worten», sagte Chefsprecher Margaritis Schinas am Dienstag in Brüssel. «Wir setzen darauf, dass das geahndet wird.» Die Behörden auf der Mittelmeerinsel müssten jetzt ihre Arbeit tun. Auch der Deutsche Journalisten-Verband fordert Aufklärung.