Das Wichtigste in Kürze:
- Die UNO warnt vor einer akuten Hungersnot im Südsudan.
- Im jüngsten Land der Welt tobt seit Jahren ein brutaler Bürgerkrieg.
- IKRK-Delegationsleiter Jürg Eglin sagt, eine richtige Lösung müsse aus der Politik kommen.
SRF News: Wie schlimm ist die Situation im Südsudan?
Jürg Eglin: Es sieht in vielen Teilen des Landest nicht gut aus. Die Leute leiden, sie haben Hunger, sie können ihre Grundbedürfnisse nicht decken. Das sind die Folgen des Bürgerkrieges, der hier seit 2013 tobt.
Führen die Bürgerkriegsparteien ihre Kämpfe trotz des Hungers fort?
Leider sieht man wenige Verbesserungen in der politischen Situation. Die Anzeichen auf Frieden sind eher schlecht. Seit 2015 besteht ein Friedensabkommen, es wird aber schlecht umgesetzt.
In den letzten Monaten wurde dieses Abkommen zunehmend verletzt. Das bedeutet neue Kämpfe, mehr Flüchtlinge und mehr Tote.
Welche Gebiete sind betroffen?
Die Krisengebiete liegen vor allem im Norden. Dort war die Nahrungsmittelproduktion des letzten Jahres sehr schlecht. Man kann die Situation aber nicht darauf reduzieren. In anderen Gebieten wie dem Süden oder dem Zentrum des Landes ist es vor allem der Krieg, der für die schlechte Situation verantwortlich ist.
Die Leute sind also auch im Süden direkt betroffen?
Die Leute sind im ganzen Land direkt betroffen. Die Wirtschaft hat stark gelitten. Es gab eine enorme Inflation. Die Preise erlauben es den Leuten nicht mehr, ihre Grundbedürfnisse zu decken.
Ist es für Sie trotz des Krieges möglich, die Menschen zu versorgen?
Die Bedingungen sind extrem schwierig. Es ist ein Kampf, unsere Operation jeden Tag aufrechtzuerhalten. Wir können aber noch arbeiten und werden es auch weiterhin tun
Wie konkret?
Beispielsweise werfen wir im grossen Stil Nahrungsmittel über Dörfern ab. Wir kümmern uns aber auch um Kriegsverletzte und arbeiten im Bereich Landwirtschaft und Fischerei, um den Leuten längerfristig zu helfen.
Kann im Südsudan eine noch grössere Katastrophe verhindert werden?
Wir hoffen das natürlich und wir geben dafür unser Bestes. Wir, wie auch andere Organisationen, arbeiten im Südsudan, um das Schlimmste zu verhindern. Die wirkliche Lösung ist aber politischer Natur und wir hoffen, dass dort Verbesserungen herbeigeführt werden.
Lohnt sich Ihre Arbeit überhaupt?
(Lacht) Natürlich lohnt sie sich. Unsere Arbeit hat hier kurzfristig sehr direkte Auswirkungen. Längerfristige Lösungen kommen aber nicht von uns. Wir sind eine humanitäre Organisation und machen hier unseren Job. Aber wir können leider nicht die ganze Situation verändern.
Das Gespräch führte Romana Costa