Sie tanzen, singen oder kochen und filmen sich dabei. So etwa lautet das Konzept der App, um die sich ein Streit zwischen den beiden mächtigsten Ländern der Welt entbrannt hat. US-Präsident Donald Trump würde Tiktok am liebsten aus seinem Land verbannt oder aber von einer amerikanischen Firma gekauft sehen. Seit Montagabend sieht es nun eher nach Letzterem aus.
Was ist denn so böse an der Sing- und Tanz-App? Die Gefahr seien nicht die Videos, twitterte der republikanische Senator Marco Rubio auf diese Frage. «Die Gefahr ist, dass die gesammelten Daten in den Besitz einer Firma sind, welche sie bei Bedarf an China abliefern muss.»
Was Rubio damit anspricht, ist der Kern eines Streits, der schon seit einiger Zeit köchelt: der Streit um die Hoheit über Daten und Netzwerke.
Erst war der Streit um Huawei und sein 5G-Netzwerk, jetzt geht es um die App Tiktok. Doch diese wird nicht die letzte sein, die zum Spielball im Kräftemessen zwischen China und den USA wird. Experten sprechen bereits vom «Digitalen Kalten Krieg», der zwischen China und den USA ausgebrochen ist und warnen längerfristig vor einer Zweiteilung der Systeme.
China baut die «Digitale Seidenstrasse»
Erst letzte Woche hat China den letzten Satelliten seines eigenen GPS-Systems «BeiDou» ins All geschossen. Der grosse Bär, wie Chinas Satelliten-Navigationssystem übersetzt heisst, ist Teil der «Digitalen Seidenstrasse», mit der Staats- und Parteichef Xi Jinping die Welt nach chinesischen Regeln vermisst und kartografiert. Auch damit garantiert sich China einen wichtigen Teil am Fluss der Daten der Zukunft.
In Ländern wie Myanmar oder auch in der arabischen Welt wird das neue System bereits rege als Alternative zum amerikanischen GPS-System genutzt – chinesische Mobiltelefone greifen längst darauf zurück.
Sind WeChat und Alibaba als Nächste dran?
Längerfristig könne aber die Antwort im globalen Kampf um Daten nicht eine Zweiteilung sein, schreibt das britische Wirtschaftsmagazin «The Economist» in der aktuellen Ausgabe. Die Eskalation eines digitalen Krieges liesse sich nur vermeiden, wenn die offenen Gesellschaften einheitlich handeln.
Der Umgang mit Huawei sei dafür ein schlechtes Beispiel gewesen, schreibt die Zeitschrift. Tiktok könnte nun das nächste werden – Dienste wie WeChat und Alibaba warten schon.