US-Präsident Donald Trump will die Video-App Tiktok in den USA verbieten. Tiktok gehört zum chinesischen Konzern ByteDance. Trump befürchtet deshalb, dass China Zugriff auf Daten von US-Bürgerinnen und Bürgern hat.
Nun möchte Microsoft das Geschäft von Tiktok in Nordamerika und Ozeanien übernehmen. SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim hält das für ein Geschäft, das zur Strategie des US-Präsidenten passt.
SRF News: Weshalb will Microsoft die Video-App Tiktok kaufen?
Matthias Heim: Microsoft ist bisher auf Software und Cloud-Dienstleistungen spezialisiert. Aber bei den sozialen Netzwerken steht das Unternehmen bisher aussen vor. Andere Unternehmen sind da erfolgreicher unterwegs, insbesondere der Facebook-Konzern, zu dem auch WhatsApp und Instagram gehören. Microsoft bietet sich jetzt die Gelegenheit, sich in die Welt der sozialen Netzwerke einzukaufen. Denn alleine in den Vereinigten Staaten hat Tiktok aktuell rund hundert Millionen Nutzerinnen und Nutzer.
Präsident Donald Trump wollte Tiktok eigentlich verbieten. Kann eine Übernahme durch Microsoft dieses angedrohte Verbot verhindern?
Das ist sicherlich die entscheidende Frage im Moment. Trump hat sich zu den Kaufabsichten von Microsoft bis jetzt noch nicht öffentlich geäussert.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Microsoft jetzt vorprescht, wenn dieser Schritt mit Trump nicht schon besprochen worden wäre.
Aber in einem Gespräch Trumps mit dem Microsoft-CEO Satya Nadella ist es ganz sicher um diese Frage gegangen. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Microsoft jetzt vorprescht, wenn dies mit Trump nicht schon besprochen worden wäre. Microsoft hat zudem explizit versichert, dass die Daten der Tiktok-Nutzer bei einer Übernahme in die USA transferiert würden und dort auch blieben. Damit wäre eine von Trumps Forderungen erfüllt.
Was steckt hinter der Kritik Trumps an Tiktok?
Trump hat sich in seiner bisherigen Amtszeit schon mehrfach gegen Technologie-Unternehmen, namentlich aus China, gewehrt. Er tut dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens wegen Datenschutz-Bedenken, weil Daten von US-Kunden in die Hände der chinesischen Führung gelangen könnten. Das war der Fall beim Mobilfunk-Ausrüster Huawei und ist jetzt auch wieder der Fall bei Tiktok. Aber wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang: Bislang gibt es keine Beweise, dass dem tatsächlich so wäre. Und auch Trump selber hat bislang keine solchen Beweise vorgelegt.
Mit dem drohenden Verbot wirft Trump Tiktok faktisch aus dem Land, und Microsoft käme zum Handkuss.
Zweitens ist die Abwehrhaltung gegenüber China natürlich auch Teil von Trumps «America First»-Strategie. Er hält sich so unliebsame Konkurrenten aus dem Ausland vom Leib. Und genau das ist jetzt auch hier der Fall. Mit dem drohenden Verbot wirft Trump Tiktok faktisch aus dem Land, und der einheimische Software-Gigant Microsoft käme zum Handkuss, indem er Tiktok übernimmt und daraus dann ein US-Unternehmen macht.
Das Gespräch führte Roger Aebli.