Brasilien wolle nicht mehr gegen die Abholzung des Regenwaldes vorgehen, wirft der norwegische Umweltminister dem Schwellenland vor. Brasilien habe die Vereinbarung mit den Geldgebern Deutschland und Norwegen zum sogenannten Amazonas-Fonds gebrochen. Deswegen würden nun 30 Millionen Euro Finanzhilfen blockiert.
Norwegen ist mit Abstand der grösste Geldgeber des Amazonas-Fonds. Das Land hat in den letzten zehn Jahren über eine Milliarde Dollar einbezahlt. Deutschland als zweitwichtigster Unterstützer hat zwischen 2009 und 2019 55 Millionen in den Fonds einbezahlt.
Am vergangenen Wochenende hatte bereits Deutschlands Umweltministerin angekündigt, die Förderung von Waldschutz- und Biodiversitätsprojekten in Brasilien vorübergehend zu stoppen. Die Politik der Regierung des ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro im Amazonas lasse Zweifel aufkommen, «ob eine konsequente Reduzierung der Entwaldungsraten noch verfolgt wird».
Gesperrt wurden zunächst 35 Millionen Euro aus der Klimaschutzinitiative des deutschen Umweltministeriums. Der Entwicklungsminister Gerd Müller bekräftigte aber, den getrennt laufenden Amazonas-Fonds aufrecht erhalten zu wollen. Dieser Fonds ist nun von der norwegischen Massnahme betroffen.
Die Vorgeschichte: Bolsonaros Regierung hat das Steuerungskomitee des Amazonas-Fonds, in dem neben Vertretern der Regierung und der Bundesstaaten auch Repräsentanten der Zivilgesellschaft sitzen, kürzlich kurzerhand abgesetzt. Dieses Komitee war für die Auswahl der Projekte zuständig, die der 2008 gegründete Fonds unterstützen soll.
Mit dem Geld sollen die Abholzung des Regenwaldes gestoppt, Aufforstungsprojekte finanziert und die indigene Bevölkerung unterstützt werden. Dank dem Fonds konnte die Abholzungsrate in den frühen 2010er-Jahre deutlich reduziert werden. «Mit der Amtsübernahme Bolsonaros wird wieder gerodet wie verrückt», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann.
Bolsonaro sagt, Brasilien sei nicht auf das Geld angewiesen. Vom Fonds profitieren aber neben den Eingeborenen im Amazonas auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen, die von der Regierung ohnehin schon unter Druck gesetzt werden. Mitglieder der deutschen Grünen werfen Deutschland deshalb vor, die Falschen zu bestrafen.
Die Folgen für die Umwelt seien «sehr besorniserregend», sagt Klaus Ammann. «Kein Gebiet bindet so viel Treibhausgas wie der Amazonas. Gleichzeitig hat die feuchte Vegetation einen kühlenden Effekt auf das Weltklima. Wenn die Welt eine Klimakatastrophe noch verhindern will, muss sie den Amazonas unbedingt erhalten.»