Google und Facebook sollen künftig dafür bezahlen, wenn sie von anderen Medienhäusern journalistische Inhalte von deren Internetseiten abgreifen, mit Werbung verlinken und damit viel Geld verdienen.
So ist es in einem neuen australischen Gesetz geplant, das die Werbeeinnahmen gerechter verteilen will. Facebook hat als Reaktion auf die Pläne über Nacht die Verlinkung zu den Nachrichten diverser traditioneller australischer Medienunternehmen blockiert.
Techfirmen schöpfen 80 Prozent ab
Das Gesetz würde die finanzielle Situation zumindest der grossen Verlagshäuser verbessern, wie Medienredaktor Salvador Atasoy erklärt. Heute können Google und Facebook in Australien rund 80 Prozent des Online-Werbemarktes für sich nutzen. Für die Verlage bleibt ein Bruchteil.
Weil diese Werbefläche sehr viele Leute erreicht und vergleichsweise billig ist, funktioniert das Geschäftsmodell der Tech-Unternehmen ganz gut. Alphabet, der Mutterkonzern von Google, verdiente 2020 weltweit rund 180 Milliarden Dollar mit diesem Geschäftsmodell, davon einen Grossteil mit Online-Werbung. Per Gesetz müssten die Social-Media-Plattformen künftig einen Teil ihres Umsatzes an die Verlage weitergeben.
Google mit anderer Strategie
Während Facebook auf Konfrontation geht, setzt Google in Australien auf Deeskalation und geht auf die Medienunternehmen zu. Google verfolge dabei schon lange den Ansatz, einen Teil des Umsatzes wieder in journalistische Produkte zu investieren, so Atasoy.
«News Showcase» heisst das Programm, das bereits heute mit einem einstelligen Milliardenbetrag gesponsert wird. Google macht also nichts anderes, als unter juristischem Druck das eigene Lizenzprogramm weiter auszubauen: Man zahlt unter Einbezug der eigenen Produkte. Es geht nur noch um die Höhe des Betrags.
Facebook hat es hier wesentlich schwieriger, wie Atasoy erläutert. Zwar habe auch Facebook eine Art News Feed, aber das Programm wirke zumindest von aussen halbherzig: «Facebook ist hier in der Defensive und muss sich zuerst noch eine Ausgangslage erstreiten.»
Auch andere Länder machen Druck
Tech-Unternehmen kommen vermehrt unter Druck, nicht nur in Australien, auch in den USA und in der EU. In den USA versucht man es, wie das vor Jahren bei Microsoft funktioniert hat, über Kartellklagen.
In Europa macht vor allem Frankreich massiv Druck über die neue Urheberrechtsreform, die theoretisch allen EU-Mitgliedern zur Verfügung steht und ebenfalls eine Lizenzgebühr vorsieht.
Australien könnte Schule machen
Australien wählt nun den Weg über ein neues Gesetz, das genau auf jene Plattformen zielt, die mit nicht selber produzierten journalistischen Inhalten Geld verdienen. «Das dürfte wegweisend sein, denn Australien bietet damit anderen Ländern quasi eine Art Blaupause an», stellt Atasoy fest.
Entscheidend werde sein, ob sich Facebook und Google mit der Androhung eines Gesetzes zwingen lassen, mit den Verlegern an einen Tisch zu sitzen oder ob sie sich aus dem Markt zurückziehen.
«Ich halte den australischen Weg für schlau», so Medienredaktor Atasoy. Entweder werde das Online-Werbemonopol aufgebrochen, wenn sich die Unternehmen zurückzögen. Oder aber es komme zu einem Durchbruch, wie sich das jetzt andeute. Wahrscheinlich werde sich Australien durchsetzen.