Böses Erwachen für 18 Millionen australische Facebook-Nutzerinnen und Nutzer am Donnerstagmorgen: Statt auf den Facebookseiten von Qualitätsmedien wie dem Sender ABC einen Link zu einem Artikel zu klicken, wurden sie von einer Mitteilung von Facebook begrüsst. Man habe den Zugang zu australischen Nachrichten blockiert, so die Meldung.
Sogar Seiten des Wetteramts gesperrt
Damit können die Medieninhalte auch nicht mehr geteilt werden. Betroffen sind die Facebook-Seiten praktisch aller australischer Medienorganisationen und anderer Anbieter von Nachrichten. Selbst Seiten von Nichtregierungsorganisation und sogar des australischen Wetteramtes waren blank. Letzteres immerhin sei ein Fehler, der korrigiert werde, so Facebook.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch meinte, es sei «skrupellos», einem ganzen Land über Nacht den Zugang zu «lebenswichtigen Informationen» zu nehmen. Premierminister Scott Morrison schrieb auf Facebook von einem «arroganten und enttäuschenden» Entscheid.
Mit der spektakulären Massnahme reagiert das US-Unternehmen auf ein geplantes Gesetz, wonach Facebook und Google australischen Medienhäusern eine Abgabe für Meldungsausschnitte bezahlen sollten, welche Internetgiganten von deren Internetseiten abgreifen und verlinken.
Google und Facebook sollen bezahlen
Ein entsprechender Gesetzesvorschlag passierte am Mittwoch das Unterhaus und liegt nun im Senat. Die Regierung begründet die Notwendigkeit für das Gesetz mit der Tatsache, dass in Australien rund 80 Prozent aller Werbeeinnahmen an die Internetunternehmen gingen, während traditionelle Medienhäuser unter einem Einkommensrückgang litten.
Es seien aber diese Firmen, die den Inhalt produzierten, von dem Google und Facebook profitierten. Die Regierungen anderer Länder verfolgen die Entwicklung in Australien, um zu sehen, ob sie ähnliche Massnahmen gegen immer dominanter werdende Internetunternehmen durchsetzen können.
Verlust oder Gewinn für die Medien?
Google und Facebook sprechen sich seit Monaten gegen das Gesetz aus. Die Unternehmen argumentieren unter anderem, mit ihren Links zu Nachrichteninhalten würden sie den Medienfirmen einen Dienst erweisen, da Konsumenten damit zu deren Angeboten geführt würden.
Medienorganisationen wie ABC, Nine Entertainment, Seven West Media und News Corp dagegen weisen auf den Verlust von Werbeeinnahmen hin. Die australische Regierung meint, mit dem Schritt das Überleben des Qualitätsjournalismus sichern zu wollen.
Google bezahlt Medienhäusern Millionen
Der Konflikt war zeitweise so hitzig, dass Google drohte, in Australien die Suchfunktion zu sperren, die von 94 Prozent aller australischen Internet-Nutzer verwendet wird. Seit ein paar Tagen zeigt sich Google aber versöhnlicher. So einigte sich die Firma inzwischen offenbar mit mehreren Medienunternehmen auf eine Bezahlung von Nachrichteninhalten.
Unbestätigten Berichten zufolge soll Nine Entertainment mit Google eine fünf Jahre geltende Absichtserklärung für eine jährliche Zahlung von umgerechnet rund 20 Millionen Franken unterzeichnet haben. Auch die vom Amerikaner Rupert Murdoch kontrollierte News Corp ist mit Google eine offenbar dreijährige Partnerschaft eingegangen.