Die Kapitänin des Rettungsschiffs «Sea-Watch 3», Carola Rackete, hat ihre Entscheidung verteidigt, unerlaubt in den Hafen von Lampedusa zu fahren.
«Die Situation war hoffnungslos. Und mein Ziel war es lediglich, erschöpfte und verzweifelte Menschen an Land zu bringen», sagte die 31-jährige Deutsche über ihre Anwälte der italienischen Tageszeitung «Corriere della Sera». «Ich hatte Angst.» Sie habe Suizide befürchtet.
Rackete war vergangene Woche zunächst unerlaubt in die italienischen Hoheitsgewässer und schliesslich auch in den Hafen eingefahren und hatte sich damit über die Anweisungen der italienischen Behörden hinweggesetzt.
Ihr drohen mehrere Anklagen, unter anderem wegen Beihilfe zur illegalen Migration. Bei der Ankunft auf Lampedusa war die Kapitänin festgenommen worden und steht unter Hausarrest. Am Montag wird ihre Vernehmung und eine mögliche Bestätigung des Haftbefehls erwartet.
Vater: «Sie ist nicht impulsiv»
Die jüngste Odyssee der «Sea-Watch 3» hatte am 12. Juni begonnen, als die Seenotretter vor Libyen Bootsflüchtlinge auf einem Schlauchboot an Bord nahmen. Zurzeit wird auf europäischer Ebene geklärt, wie die Flüchtlinge verteilt und aufgenommen werden sollen.
Der Vater der Kapitänin, Ekkehart Rackete, sagte dem «Corriere», seine Tochter habe nie einen Fehler begangen. «Carola ist nicht impulsiv, sie weiss immer, was sie macht, und sie ist eine starke Frau.» Darüber, was in Italien auf sie zukommen würde, sei sie sich schon vor der Ankunft in Lampedusa bewusst gewesen. «Das, was passiert ist, war keine Überraschung, ich bin sicher, dass sie sich der Konsequenzen bewusst war, denen sie entgegen ging.»