Matteo Salvini muss nun sein Büro im Palast des italienischen Innenministeriums räumen. Dort wird nun Luciana Lamorgese, eine weitgehend unbekannte, bisher diskret und leise auftretende Frau Italiens Flüchtlings- und Migrationspolitik verantworten.
Doch auch ohne dieses prominente Amt wird Salvini laut bleiben, wird gewiss täglich Selfies absetzen, auf Facebook die politische Lage live kommentieren – auch jene der ankommenden Migranten. Und doch wird Salvini dem ganz grossen Publikum in Italien unter dem Strich weniger präsent sein.
Immer auf Achse und TV-Dauergast
Denn eines wird ihm fehlen: sein Dienstflugzeug, das ihn als Innenminister extrem mobil gemacht hat. Am Morgen ein Auftritt auf einer Piazza in Reggio di Calabria, ganz unten an der Zehenspitze des Stiefels. Und am Abend ein Bad in der Menge in Trient, im hohen italienischen Norden. Diese exklusive Mobilität wird Salvini verlieren.
Bis noch vor wenigen Stunden war Salvini Vize-Premier, Innenminister und Lega-Chef. Drei wichtige Ämter, die ihm meist den ersten Platz in den Tagesschauen der RAI gesichert haben, selbst in der Badehose. Jetzt ist er nur noch Vorsitzender einer Oppositionspartei. Das heisst: weniger TV-Präsenz. Die Schlagzeilen der Tagesschau machen nun vermehrt andere.
Salvini, dessen Karriere bisher nur eine Richtung kannte, steil nach oben, erleidet erstmals einen Knick. Lack ist abgesplittert. Und trotzdem wäre es zu früh, den Abgesang auf Salvini anzustimmen.
Weitere Regionalwahlen stehen an
Denn seine Lega hat zusammen mit anderen Rechtsparteien in den letzten Monaten sämtliche Regionalwahlen gewonnen. Auch die EU-Wahl. Darum sagt Salvini auch: Die Regierung aus Cinque Stelle und Sozialdemokraten werde nur durch etwas zusammengehalten – durch die Angst vor ihm.
In den nächsten Monaten wählen wichtige Regionen, wie Umbrien und die Emilia Romagna, ihre Regionalparlamente . In beiden haben bisher stets Linke regiert. Zuerst Kommunisten, heute der Partito Democratico.
Auf genau diesem Feld wird Salvini seine Gegner herausfordern. Sollte es ihm und seiner Lega gelingen, diese Regionen zu erobern, wird Salvini sagen, die neue Regierung in Rom habe keine Basis, Cinque Stelle und Sozialdemokraten regierten ohne Mehrheit im Volk.
Noch ist es unklar, wer gestärkt aus diesem italienischen Krisensommer hervorgeht. Umfragen liegen noch keine vor. Salvini wird weniger präsent sein. Doch ob er deswegen auch weniger populär ist, wird sich erst noch zeigen.