Japans Hauptstadt Tokio wappnet sich gegen mögliche Naturgewalten. Bis ins Jahr 2040 will die Stadt gut 100 Milliarden Franken investieren, um die Bevölkerung besser vor Erdbeben, Fluten, Vulkanausbrüchen oder Pandemien zu schützen.
Gerade im Bereich Hochwasserschutz werden einige Ausbauprojekte früher als ursprünglich geplant an die Hand genommen. Tokio ist dicht verbaut, bei heftigen Regenfällen kann das Wasser kaum versickern. Um Überflutungen zu verhindern, gibt es an verschiedenen Orten der Stadt kilometerlange Entlastungstunnel und Kavernen.
Diese unterirdischen Anlagen werden im Falle von heftigen Regenfällen mit Wasser aus den Flüssen geflutet, damit diese ihrerseits mehr Wasser von Strassen und Plätzen aufnehmen können.
«Der Klimawandel hat Folgen. Die Anzahl Fälle mit Regenmengen von 50 Millimeter pro Stunde haben zugenommen. Daher bauen wir das System auf 70 Millimeter pro Stunde aus», erklärt Yasunori Terui, Leiter der Bauabteilung 2. Nach dem Unwetter werden die Tunnel und Kavernen wieder leergepumpt. In Zukunft werden einige Tunnelanlagen bis ins Meer reichen, damit der Abfluss des Wassers einfacher funktioniert.
Tokio hat über 100 Flüsse, die grossen sind so gestaltet, dass es neben dem eigentlichen Flussbett Fusswege oder Sportplätze gibt. Diese können bei Hochwasser ebenfalls geflutet werden, damit der Fluss zusätzlich Wasser führen kann.
Das Ufer zu den Wohngebieten liegt noch weiter erhöht. Im Rahmen des Ausbaus werden zahlreiche Flüsse verbreitert und die Ufermauern zusätzlich erhöht.
Auch Japans Hauptstadt kennt dieses Problem. Bis ins Jahr 2100 könnte der Meeresspiegel in Tokio um rund 60 Zentimeter ansteigen. Jährlich steuern mehrere Taifune auf Japan zu, das damit verbundene Tiefdruckgebiet sorgt ebenfalls für einen höheren Meeresspiegel.
Auch könnte nach einem Erdbeben ein Tsunami dafür sorgen, dass Meereswasser in die Flüsse der Stadt drückt und so zu Überschwemmungen führen könnte. Als Gegenmassnahme stehen grosse Tore an den Flussmündungen. Die Tore werden bei Gefahr geschlossen, damit keine Wellen vom Meer in die Flüsse gelangen.
Angesichts der Tatsache, dass Teile der Stadt bei einer Überflutung nicht mehr funktionieren, ist der Hochwasserschutz günstiger.
Das Flusswasser wird in diesem Fall ins Meer gepumpt. «Wir sind sehr besorgt, wenn ein Taifun gerade unmittelbar nach oder zusammen mit einem Erdbeben eintrifft. Daher erwägen wir derzeit verstärkte Massnahmen in diesem Bereich», erklärt Tetsuro Fujisaki, Direktor des Katastrophenschutzprojektes.
Die Tore und Schutzmauern werden weiter ausgebaut und auf die höheren Wasserstände angepasst. Seit Jahren investiert Tokio viel Geld in den Schutz vor Hochwasser. Die Investitionen würden sich auszahlen, ist Yojiro Muraoka, Direktor des Hochwasserschutz-Zentrums, überzeugt: «Das Hochwasser kann nicht nur in Wohnhäuser eindringen, sondern auch Büros und Betriebe lahmlegen. Die Lage normalisiert sich nicht unmittelbar, wenn das Hochwasser nachlässt.»