Trump Tower, New York. Oben, vor einer goldenen Rolltreppe, stehen Donald J. Trump und seine dritte Gattin Melania. Während aus den Lautsprechern ein Song von Neil Young scheppert, gleiten die beiden winkend auf der Rolltreppe zu einem Podium runter.
Dort kündigt Trump vor zehn Monaten in einer einstündigen Rede an, er wolle ins Weisse Haus. Eine chaotische Rede, in der er alle seine Themen schon streifte, die Mauer zu Mexiko, die schlechten Handelsverträge, die Vernachlässigung der Kriegsveteranen.
Ein Scherz, meinten viele. Trump ist bald wieder weg, glaubten andere. Doch Donald Trump legte von Woche zu Woche zu – und blieb im Rennen, während ein Profipolitiker nach dem anderen das Handtuch werfen musste.
Lobende Worte für «Lying Ted»
Nun ist auch noch Ted Cruz weg, der letzte ernsthafte Rivale des Immobilienmoguls. Lying Ted, wie ihn Trump nannte. Lügen-Ted. Und das war noch das Harmloseste. Gestern gab’s für einmal Lob: «Ted Cruz ist ein unglaublich harter und gewiefter Konkurrent», erklärte Trump. Und gut, sei er aus dem Rennen, nun könne die Partei zusammenkommen und sich hinter ihn, Trump, stellen.
Das ist freilich einfacher gesagt, als getan. Donald Trump ist vielen traditionellen Republikanern mit seiner Art und seinen Anliegen auf die Füsse getreten. Sie haben das Gefühl, ein Unterhaltungskaspar habe ihre Partei gekidnappt. Ganz anders sehen das die Wählerinnen und Wähler Trumps.
Endlich einer, der die Probleme anspricht. Auch wenn der Multimilliardär die Sorgen der Mittelklasse nicht aus eigener Erfahrung, sondern bloss aus der Zeitung kennt. Donald Trump hat gesehen, wie stark sich die Parteispitze und die reichen Geldgeber von der Parteibasis entfernt haben – und er ist erfolgreich in diese Lücke gesprungen.