Mit einer Mehrheit von 55.4 Prozent haben die Stimmberechtigten in Liechtenstein die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Radio Liechtenstein per Ende 2025 beschlossen. Die Abschaffung von Radio Liechtenstein ist aber nicht mit einer Abschaffung der SRG in der Schweiz oder des ORF in Österreich zu vergleichen. Radio Liechtenstein ist ein Nischenprogramm für ein Nischenpublikum. Nur jeder Fünfte hört einmal täglich den Sender, das Angebot beinhaltet im Wesentlichen nur Radio.
Das staatlich finanzierte, öffentlich-rechtliche Radio Liechtenstein hat sich in den vergangenen Jahren – darin ist sich die überwiegende Mehrheit einig – mit einem schlechten Programm, einem schlechten Management und einer Mobbingaffäre den Kredit bei den Stimmberechtigten verspielt. Das Steuer wurde zu spät herumgerissen. Passend dazu ist die tiefste Stimmbeteiligung seit 18 Jahren.
Wie weiter in Liechtenstein?
Radio Liechtenstein könnte wieder ein Privatradio werden, das es früher einmal war. Allerdings mit einem deutlich abgespeckten Angebot im Vergleich zum heutigen Auftrag. Im Gespräch ist immer wieder auch ein Stiftungsmodell, allerdings sind diese Pläne noch vage. Oder die Kooperation mit einem ausländischen Medium wie SRF. Das gab es schon einmal, und Liechtenstein war damit nicht zufrieden.
Die grosse Frage im kleinen Land mit 39'000 Einwohnerinnen und Einwohnern lautet: Wie lässt sich eine Meinungsvielfalt ohne Medienvielfalt herstellen? Denn im Moment gibt es nur noch zwei tagesaktuelle Medien, die Zeitung Vaterland und Radio Liechtenstein.
Es braucht mindestens zwei Medien
Am 1. Dezember beispielsweise stimmt Liechtenstein über die staatlichen Pensionskassen ab. Wie sich eine Meinung bilden, wenn es künftig nur noch ein tagesaktuelles Medium gibt? Das Ausland wird darüber nicht berichten.
Zwar: Das «Vaterland» räumt den Parteien und ihren Standpunkten Platz ein, jede Partei kann relativ billig per Post eigene Broschüren in jeden Haushalt verteilen. Doch es braucht mindestens zwei Medien, die einordnen und sich auch konkurrieren. Sie müssen nicht staatlich finanziert sein. Aber wie sich dies in einem so kleinen Markt wie Liechtenstein bewerkstelligen lässt, ist eine knifflige Aufgabe.