Nach der Flucht der beiden letzten australischen Journalisten aus China ist das Verhältnis zwischen Peking und Canberra auf einem Tiefpunkt angelangt. Die beiden Korrespondenten hatten befürchtet, sie würden bald verhaftet – wie das einer australisch-chinesischen Journalistin bereits vor Wochen passiert ist.
Der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums in Peking, Zhao Lijian, wies Australien in die Schranken. Canberra solle sich gefälligst nicht in die Angelegenheiten Chinas einmischen, sonst müsse es die Konsequenzen tragen, sagte er.
Mächtige Chinesen in Australien
Dazu gehört wohl auch, dass sich regierungstreue, junge Chinesinnen und Chinesen, die in Australien studieren, immer lauter gegen jegliche Kritik am Mutterland wehren. So nahm eine Universität in Sydney kurzfristig einen Artikel vom Netz, in dem eine Akademikerin Peking zur Achtung der Menschenrechte in Hongkong aufgerufen hatte.
Kritiker sind überzeugt, die Universität habe dem Druck chinafreundlicher Studenten nachgegeben. Diese hatten nämlich lautstark gegen den Artikel protestiert.
Liberalisiertes Bildungssystem
Dass die Universität vor den Studenten einknickte, habe nicht nur mit «mangelndem Rückgrat» zu tun, sagte einer der Kritiker. So sind australische Universitäten nach Jahrzehnten der Liberalisierung des Bildungssystems gewinnorientiert und müssen sich meist selbst finanzieren.
So können es sich die australischen Unis schlicht nicht leisten, den wichtigsten Markt – nämlich Bezahlstudenten aus China – zu verlieren.
Unis auf Geld aus China angewiesen
Dabei stehen Milliarden Dollar auf dem Spiel. Das wissen die regierungstreuen chinesischen Studenten. Sie werden zunehmend dreister in ihrer Forderung, abweichende Meinungen zu unterdrücken. An einer Universität in Queensland kam es zu Anpöbeleien von Studierenden, die für ein demokratisches Hongkong protestiert hatten.
Verschiedene Hochschuldozenten meinten, dieser Druck führe zur Einschränkung der akademischen Freiheit, zur Selbstzensur. Doch niemand in Australien mag das laut sagen.