- Nach den jüngsten Kämpfen um die Region Bergkarabach im Südkaukasus haben die aserbaidschanischen Sieger und die unterlegenen Armenier eine erste Verhandlungsrunde in der aserbaidschanischen Stadt Yevlax beendet.
- Es seien unter anderem «Fragen der Wiedereingliederung der armenischen Bevölkerung Karabachs» besprochen worden, teilte die Präsidialverwaltung von Aserbaidschans mit.
- In Kürze solle es ein weiteres Treffen geben.
An den Verhandlungen zwischen Vertretungen zwischen Aserbaidschan und Bergkarabach nahmen auch russische Soldaten teil, die in der Region stationiert sind und eigentlich eine 2020 vereinbarte Waffenruhe überwachen sollten. Viele Armenier werfen ihrer traditionellen Schutzmacht Russland vor, sie angesichts der jüngsten aserbaidschanischen Aggression im Stich gelassen zu haben.
Kremlsprecher Dmitri Peskow teilte in Moskau mit, es sei noch nicht abzusehen, wann ein Friedensvertrag zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan unterschrieben werden könne. Er sprach aber von «erheblichen Fortschritten» bei den Verhandlungen.
200 Tote und 400 Verletze bisher
Aserbaidschan hatte die zwar auf seinem Staatsgebiet gelegene, aber mehrheitlich von Armenierinnen und Armenier bewohnte Region Bergkarabach zuvor mit Raketen und Artillerie angegriffen, um sie zu erobern. Viele von ihnen befürchten nun, aus ihrer Heimat vertrieben oder – wenn sie bleiben – zum Ziel aserbaidschanischer Gewalt zu werden. Durch die Kämpfe der vergangenen Tage wurden laut armenischen Medien mindestens 200 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt.
Dem Menschenrechtsbeauftragten der international nicht anerkannten Republik Bergkarabach, Gegam Stepanjans Angaben zufolge wurden mehr als 7000 Bewohner aus 16 Orten vor dem aserbaidschanischen Beschuss in Sicherheit gebracht. Armenien hat sich bereit erklärt, 40'000 Flüchtlinge aufzunehmen, obwohl dem armenischen Premierminister zufolge nach momentaner Einschätzung keine direkte Gefahr für die Bevölkerung bestehe.
Ein grosses Problem bei den Evakuierungsmassnahmen ist laut Stepanjans der massive Treibstoffmangel, den eine monatelange aserbaidschanische Blockade der Region verursacht hat.
Bei den Verhandlungen in Yevlax sicherte die aserbaidschanische Seite eigenen Angaben zufolge zu, dringend benötigten Treibstoff in die Region zu liefern. Zugleich seien aber derzeit noch keine Gespräche zu einer möglichen Auflösung der Blockade der einzigen armenischen Zufahrtsstrasse nach Bergkarabach geplant. Diese Strasse, der Latschin-Korridor, wird bereits seit Monaten von Aserbaidschanern abgeriegelt, weshalb die humanitäre Lage in Bergkarabach schon vor Beginn der jüngsten Angriffe als katastrophal galt.