Der russische Aussenminister Lawrow hat sich am Donnerstag unter klarem Auftrag des Kremls mit seinem US-amerikanischen Amtskollegen Blinken in Stockholm getroffen. Für Russlands Regierung ungewöhnlich transparent, gab Wladimir Putin am Mittwoch im Vorfeld öffentlich bekannt, welche Forderung Moskau an Washington stellt.
Der Kreml wolle eine schriftliche Zusicherung, dass die Ukraine nicht der Nato beitrete. Damit hätte er persönlich klargestellt, weswegen er in den vergangenen Wochen wieder vermehrt Militärfahrzeuge, Waffen und Soldaten in das Grenzgebiet zur Ukraine auffahren hat lassen. Wie im Frühling, scheint Wladimir Putin den Eindruck erwecken zu wollen, ein offener Einmarsch russischer Truppen könne unmittelbar bevorstehen.
Mit Waffen zum Scheinriesen
Die Strategie Putins, sich Gespräche auf Augenhöhe mit der Supermacht USA erzwingen zu wollen, haben auch innenpolitische Gründe. Russlands Präsident inszeniert sich selbst gerne als Staatsmann von Welt, der Russland zurück auf die Bühne der Grossmächte gebracht hat.
Dieses Image ist einer der zentralen Pfeiler für die Unterstützung des Präsidenten in der Bevölkerung. Ökonomisch gesehen ist Russland ein Zwerg und hat im Unterschied zu China ausser Öl und Gas kaum wirtschaftliche Druckmittel gegenüber dem Westen. So bleibt Putin nur militärische Gewalt als Druckmittel.
Ein Bluff auf Zeit
Doch selbst wenn diese Strategie im Frühling für einmal funktioniert haben sollte und sich Biden mit Putin in Genf getroffen hat, nachdem Russlands Militär entlang der Grenze Truppenübungen durchgeführt hatte, ist diese Strategie langfristig zum Scheitern verurteilt. Damit eine Drohkulisse ernst genommen wird, muss sie von Mal zu Mal ausgebaut werden. Eine tatsächliche Eskalation scheint dabei immer mehr zu einem realen Risiko zu werden.
Entgegen allen Klischees vom grossen Strategen hat Wladimir Putin bezüglich der Ukraine keine wirklich langfristig durchdachte Strategie. Auch eine schriftliche Zusicherung aus Washington bringt die Ukraine nicht zurück in den Einflussbereich Moskaus. Dies macht das Spiel von Putin mit dem Feuer kurzfristig nicht weniger gefährlich.