In Schweden sorgt ein mutmasslicher Mord an einem bekannten Künstler für Schlagzeilen. Der Rapper C. Gambino wurde diese Woche in Göteborg erschossen. Die Polizei ermittelt wegen Mordes und sieht das Verbrechen in Zusammenhang mit einem Konflikt zwischen Banden. SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann ordnet ein.
Wie bekannt war dieser Künstler?
Er war in Kreisen, die Hip-Hop und Rap hören, sehr bekannt. In der Öffentlichkeit machte er sich in den letzten Jahren mit seinen Songs einen Namen, weil diese auch im Fernsehen und im Radio gespielt wurden und über eine Million Aufrufe auf den Streamingdiensten hatten. In diesem Sinne ist er zu einer Grösse im kulturellen Schweden geworden.
Welche Verbindungen gab es zwischen ihm und Banden?
Er gehörte zu dieser sogenannten Gruppe der «Gangster-Rapper», die auch Beziehungen zur Drogenkriminalität und Gangs haben. Er lebte auch im Nordwesten von Göteborg, in Hisingen. Das ist ein Stadtteil, in dem es viele solche Gruppierungen gibt. Er hat auch in seinen Songs immer wieder das Thema von Drogen und Gewalt thematisiert. Deshalb ist es naheliegend, dass er Teil dieser grassierenden Bandenkriminalität wurde.
Wie steht es aktuell um die Bandenkriminalität in Schweden?
Es ist ein Thema, das in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgt. Es gibt kaum einen Tag, wo nicht irgendwo in einem Vorort der grossen Städte ein Anschlag verübt wird, sei es ein Sprengstoffanschlag oder eine Schiesserei. Fast wöchentlich kommt es auch zu Morden und Toten. Die Bandenkriminalität ist ein Thema, mit dem sich Schweden seit Jahren intensiv befasst.
Welche Massnahmen wurden dagegen getroffen?
Die Politik hat in den letzten Jahren sehr viele Massnahmen angekündigt, getroffen und zum Teil auch durchgeführt. Vor allem geht es um mehr Repression, also härtere Strafen, mehr Polizeieinsätze. Am 1. Juni ist ein neues Gesetz in Kraft getreten, das es der Polizei erlaubt, dass Menschen in gewissen Zonen ohne Verdacht überprüft, durchsucht und auch festgehalten werden können. Das ist etwas ganz Neues, das gab es so in Schweden bisher noch nie.
Ist die Bandenkriminalität ein Thema im Europawahlkampf?
Es ist ein sehr wichtiges Thema und in allen Meinungsumfragen gleich nach der Klimafrage die grösste Sorge der Schwedinnen und Schweden – noch vor der internationalen Sicherheitssituation mit dem Krieg in der Ukraine. Man muss sagen: Für Schweden war das in den letzten Jahren ein böses Erwachen, dass diese Banden sich so bis aufs Blut bekämpfen und zum Teil bei ihren Aktionen auch immer wieder Unschuldige getroffen werden. Es sind auch schon Kinder getötet worden.
Im EU-Wahlkampf möchten alle Seiten möglichst darauf hinweisen, dass sie die schärfste, die härteste Kriminalpolitik führen wollen. Aber man betont auch, dass es grenzüberschreitend in der Europäischen Union mehr Massnahmen braucht, weil diese Fragen natürlich nicht nur auf ein Land beschränkt sind.