In Kongo-Kinshasa, dem ehemaligen Zaire, sollte am Sonntag eigentlich ein neuer Präsident gewählt werden. Der autokratisch regierende Präsident Joseph Kabila hatte die Wahlen in den vergangenen zwei Jahren immer wieder verschoben. Und trotz Protesten der Opposition wurde der Wahlgang am Freitag kurzfristig um eine Woche verschoben.
Ausgelöst wurde das Problem durch einen Grossbrand in einem Lager der Wahlkommission in der Hauptstadt Kinshasa vergangene Woche, bei dem Wahlunterlagen und tausende Wahlmaschinen zerstört wurden.
Doch auch kommende Woche dürften die Wahlen schwierig werden: Im Osten wütet ein Bürgerkrieg und die Stadt Beni leidet unter dem schlimmsten Ebola-Ausbruch in der Geschichte des Landes. Mehr als 300 Menschen sind inzwischen an Ebola gestorben, mehr als 500 am Virus erkrankt.
Not und Elend im Osten des Landes
Das Land kennt sich aus mit Ebola. Es ist bereits die zehnte Epidemie, die im riesigen Land im Herzen Afrikas wütet. Doch diese Epidemie ist anders. Sie ist grösser und viel schwieriger zu kontrollieren.
Denn die betroffene Region ist ein Kriegsgebiet. Das behindert die Arbeit der humanitären Organisationen, wie der Leiter der IKRK-Ebola-Task-Force, Nicolas Lambert, erläutert: «Manchmal drückt die Bevölkerung ihre Wut über den Konflikt damit aus, dass die ganze Stadt die Arbeit niederlegt. ‹Ville morte› nennt man das.»
Gerüchte grassieren. Etwa, dass es Ebola gar nicht gebe oder dass das Virus erfunden wurde, um die Menschen auszulöschen.
Doch an diesen Tagen könne der Kampf gegen Ebola nicht weitergeführt werden. Bei einer Epidemie wie Ebola zähle jede Stunde. Kommt dazu, dass die Kriegshandlungen den Zugang zur Bevölkerung erschweren. Und die vielen Vertriebenen verschleppen das Virus.
Auch das Misstrauen der Bevölkerung stelle eine grosse Herausforderung dar, so Nicolas Lambert: «Gerüchte grassieren. Etwa, dass es Ebola gar nicht gebe oder dass das Virus erfunden wurde, um die Menschen auszulöschen. Doch von allem, was ich bisher gehört hatte, hat mich am meisten beunruhigt, dass einige Menschen sagten: Lieber sterbe ich an Ebola, als dass wir weiterhin von den Rebellen massakriert werden.»
Ausserdem ist Ebola bei dieser Epidemie in zwei Grossstädten angekommen. Das heisst Hunderttausende Menschen, viel Bewegung, ein ideales Umfeld für ein Virus, so Lambert: «Die Epidemie ist nicht unter Kontrolle. Weil all diese Faktoren, der Konflikt, die vielen Menschen unterwegs in der Stadt nicht kontrollierbar sind.» Nun stehen auch noch die Wahlen an, die eine zusätzliche Belastung darstellen.
Das lange Warten auf Normalität
Doch es stellen sich auch logistische Fragen. Der Kongo setzt dieses Jahr Wahlmaschinen mit Touch-Screens ein. Wie sicher ist das im Ebola-Gebiet, wo das Virus durch reines Berühren übertragen werden kann?
Das kongolesische Gesundheitsministerium verspricht auf jeden Fall, dass die Wahlen durchgeführt werden – auch in der Konflikt- und Ebola-Zone im Osten des Landes. Darauf haben die Kongolesen schliesslich zwei Jahre lang gewartet.