- Australiens konservativer Premierminister Scott Morrison hat seine Niederlage bei der Parlamentswahl eingeräumt.
- Er habe Oppositionsführer Anthony Albanese von der Labor-Party angerufen und zu seinem Sieg gratuliert, sagte Morrison am späten Abend (Ortszeit).
- Der 54-Jährige, der seit 2018 Regierungschef war, sprach von einer «schweren Nacht für die Liberalen».
Mit Tränen in den Augen erklärte Albanese unter dem Jubel seiner Anhänger: «Dieser Sieg erfüllt mich mit Demut, und ich fühle mich geehrt, die Chance zu erhalten, als 31. Premierminister Australiens zu dienen.» Er versprach, Einheit und Optimismus zu fördern und die Klimakrise anzugehen.
Nach ABC-Berechnungen wird Labor mindestens eine Minderheitsregierung bilden können, möglicherweise reicht es auch für eine Mehrheitsregierung. Am späten Abend hatte die Partei 72 Sitze im Unterhaus sicher. Die Mehrheit liegt bei 76 Sitzen. Die konservative Koalition aus Liberalen und Nationalen, die seit 2013 gemeinsam regiert, kommt nach diesen Zahlen zunächst nur auf 55 Mandate. Sie kann keine Mehrheit mehr bekommen. Verteidigungsminister Peter Dutten sprach von einem «schrecklichen Tag» für die Koalition.
Der Wahlausgang hing lange in der Schwebe. Grund war vor allem das gute Abschneiden vieler unabhängiger Kandidaten, die auf mindestens elf Sitze kommen, und der australischen Grünen (The Greens), die zunächst zwei Sitze gewannen. «Das wird die politische Landschaft in Australien komplett verändern», sagte ein Kommentator im australischen Fernsehen. Wann das endgültige Wahlergebnis vorliegt, war unklar.
Rund 17 Millionen Wahlberechtigte waren dazu aufgerufen, über alle 151 Sitze im Unterhaus und die Hälfte der 78 Sitze im Senat zu entscheiden. Es herrscht Wahlpflicht. Berichten zufolge hat etwa die Hälfte der Australier schon im Vorfeld entweder per Briefwahl oder per frühzeitiger Stimmabgabe gewählt. Die 2.7 Millionen Briefwahl-Stimmen waren am Samstag noch nicht ausgezählt.