Für den Fernsehsender CNN ist klar: Die Heritage Foundation ist die wichtigste Denkfabrik der aktuellen US-Regierung. Ist Kim Holmes mit seinem Team also sozusagen der Mastermind von Präsident Donald Trump? Holmes winkt ab – wenn auch bloss halbherzig.
«Das ist schon ein bisschen übertrieben», sagt er. Aber richtig sei natürlich, dass viele aus der Heritage Foundation ins Weisse Haus gewechselt hätten. «Es gibt auch regelmässige Kontakte.» Auf die Nachfrage, ob die Denkfabrik Einfluss habe, sagt er dann aber dezidiert und durchaus auch stolz: «Ja, ja.»
Zufriedene klassische Konservative
Holmes ist überzeugt, dass das konservative Lager in den USA und auch die Wirtschaft mit Präsident Donald Trump bislang durchaus zufrieden sind. «Es gibt Fortschritte bei der Steuerreform», sagt er und nennt dieses ein «zentrales Projekt». Hingegen sei leider die Gesundheitsvorsorge Obamacare bisher nicht gekippt worden. «Doch das wird schon noch passieren.»
Erfreulich findet Holmes auch, dass wieder mehr Geld in die Verteidigung gesteckt und der Antiterrorkampf verschärft wird. Ganz generell befinde sich die amerikanische Aussen- und Sicherheitspolitik auf Kurs; und zwar auf der klassisch-republikanischen Linie wie unter den Präsidenten Ronald Reagan oder Vater und Sohn Bush.
Amerika ist gut unterwegs
Trump habe an der Pentagon-Spitze, als Sicherheitsberater und im Aussenministerium Profis um sich geschart, sagt Holmes. Das seien alles Leute, die sogar unter einem demokratischen Präsidenten dienen könnten. Einzig im Verhältnis zur Nato habe Trump zu Beginn gepatzt und Verwirrung gestiftet. Inzwischen aber bekenne sich der Präsident voll und ganz zur westlichen Militärallianz.
Das amerikanische Staatsschiff sei also gut unterwegs, stellt der Vizepräsident der Heritage Foundation fest. So schnell lasse es sich ohnehin nicht umsteuern, egal wer gerade das Land regiere.
Im Weissen Haus fehlt eine Russlandpolitik. Das ist schlecht, denn Präsident Wladimir Putin ist gefährlich.
Es gibt nur zwei Politikfelder, auf denen der konservative Vordenker mit Trump nicht einig ist: Beim Welthandel und in der Russlandpolitik. «Es ist nicht gut für die USA, wenn der Präsident Freihandelsverträge wie jenen mit Kanada und Mexiko zur Disposition stellt und jenen mit den ostasiatischen Ländern gar platzen lässt», so Holmes.
Heikel sei auch Trumps Lavieren gegenüber Russland. «Im Weissen Haus fehlt eine Russlandpolitik – und das ist schlecht, denn Präsident Wladimir Putin ist gefährlich», warnt Holmes.
Steve Bannon ist keiner von uns. Er ist kein Konservativer.
Und was hält Holme davon, dass Trump ständig provoziert, polemisiert und polarisiert? «Alles halb so schlimm.» Schliesslich habe Vorgänger Barack Obama damit angefangen. Trump sei im Grunde bloss die Antwort darauf, dass Obama die amerikanische Gesellschaft gespalten habe, sagt Homes.
Natürlich werde bisweilen übertrieben, weshalb Holmes das rechtspopulistische bis rechtsextreme Irrlicht Steven Bannon mit seinen «Breitbart»-Medien nicht gut findet. «Bannon ist keiner von uns; kein Konservativer», sagt er knapp.
Es gibt keinen amerikanischen Konsens mehr. Wir müssen versuchen, wieder Brücken zu bauen.
Erst ganz am Ende des Gesprächs gibt sich Holmes nachdenklich und äussert sich auf einmal kritischer: Die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft irritiert auch ihn. «Es gibt keinen amerikanischen Konsens mehr», stellt er fest. In vielen Fragen sei kein Dialog mehr möglich. Man müsste versuchen, wieder Brücken zu bauen.
Gelinge dies nicht, werde Amerika künftig weniger «great» sein, als Trump verspreche und wie es Holmes schon vor Jahren in einem Buch forderte. Und das würde laut Holmes bedeuten: «China wird neuer Leader der Weltordnung. Viel Glück damit.»