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Der Rockstar Vakarchuk über Musik, die Soldaten und den Krieg
Aus Echo der Zeit vom 15.09.2024. Bild: AP Photo/Bernat Armangue
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Konzerte an der Kriegsfront Musik als Mutmacher – Portrait eines ukrainischen Rockstars

Seit 30 Jahren steht Svjatoslav Vakartschuk auf der Bühne. Seit dem Überfall Russlands hat er sich mit seinen spontanen Auftritten an Kriegsschauplätzen in die Herzen der Ukrainer und Ukrainerinnen gespielt.

Es ist in einem Innenhof eines schwer beschädigten Wohnhauses in der Stadt Charkiw, der Boden ist mit Trümmern übersät. Mittendrin sitzt Svjatoslav Vakartschuk an einem Klavier und stimmt eines seiner bekanntesten Lieder an. Er singt von dem Tag, an dem der Krieg vorbei sein wird.

Der berührende Auftritt wurde in einem Video festgehalten, das man nicht so schnell vergisst. Er habe diesen Ort des Kontrastes wegen gewählt, sagt Vakartschuk, weil dieses wunderschöne historische Gebäude zu Trümmern zerbombt wurde.

Vakartschuk spielt an den Schauplätzen des Krieges

Unzählige Male ist er seit der russischen Invasion an die Schauplätze des Krieges gereist und ist dort spontan aufgetreten. Mit oder ohne Instrument, oft nur mit der Kraft seiner Stimme. Er spielte auf Bahnhöfen vor Vertriebenen, die auf den Zug warteten, in Flüchtlingsunterkünften oder in der vollgetstopften Metro, während Luftangriffen.

Menschenmenge umgibt einen Klavierspieler in einem Gebäude.
Legende: Musiker Vakartschuk bei einem Auftritt in der ukrainischen Grossstadt Charkiw Mai 2022. Keystone / BERNAT ARMANGUE

Besonders wichtig sind ihm die Auftritte vor Soldaten an der Front. Es sind jeweils kurze Auftritte, a capella, und er absolviert immer gleich mehrere pro Tag. Bis heute reist er regelmässig an die Front.

Wenn man an der Front im Schützengraben lebt, kann man schnell die Verbindung zu seinem Land verlieren. Mein Auftritt kann ihnen helfen, diese Beziehung aufrechtzuerhalten.
Autor: Svjatoslav Vakartschuk Ukrainischer Rockstar

Es sei etwas vom Wichtigsten in seinem Berufsleben, so der Rockstar, er habe einfach gespürt, dass er es tun müsse. «Meine Seele und mein Kopf brauchen es und ich weiss, dass es nützlich ist, es hebt die Moral der Soldaten. Es gibt ihnen das Gefühl, dass sie gebraucht werden und dass man sich um sie kümmert. Das ist sehr wichtig, denn wenn man an der Front im Schützengraben lebt, dann kann man schnell die Verbindung zu seinem Land verlieren. Mein Auftritt kann ihnen helfen, diese Beziehung aufrechtzuerhalten.»

Mann spielt Akustikgitarre auf einer Parkbank.
Legende: Vakartschuk versucht den Ukrainern mit seiner Musik Mut zu machen. Hier bei einem Auftritt im Jahre 2022 in Charkiw. Keystone / EFREM LUKATSKY

Musik spielt in der Ukraine eine besondere Rolle, populäre Songs sind allgegenwärtig, sie werden nachgespielt, nachgesungen. Vakartschuk sagt: Musik sei eine universelle Sprache, sie mache überall glücklich und froh. Und in Zeiten des Leids machten sich die Menschen mit Musik Mut.

Tournee durch Europa und die USA

Nun ist Vakartschuk mit seiner Band Okean Elzy auf Tournee in Europa und bald auch den USA. Auf der Bühne verwandelt sich der im Gespräch zerbrechlich wirkende Musiker in ein explosives Energiebündel. Man merkt, dass er seit 30 Jahren auftritt, und durch und durch Rockstar ist. Und er geht neue Wege: Er schreibt auch englische Texte, im Oktober erscheint ein englischsprachiges Album. Dies vor allem deswegen, weil er die Welt auf die Ukraine aufmerksam machen möchte.

Mann auf der Bühne während eines Konzerts mit rotem Licht.
Legende: Vakartschuk beim Auftritt mit seiner Band Okean Elzy in Genf im September 2024. SRF / Judith Huber

Eine Abkehr von seiner Heimat sei das aber nicht, so Vakartschuk. Einen Teil des Erlöses seiner Tour spendet er für Hilfsprojekte in der Ukraine. Und fast gleichzeitig mit dem englischsprachigen Album erscheint eines mit ukrainischen Songs.

Kampflos ergebe ich mich nicht!
Autor: Svjatoslav Vakartschuk Liedzeile

Und so bleiben die Auftritte von Okean Elzy wohl das, was sie immer auch waren, neben der mitreissenden Performance einer legendären Band, ein Ereignis für die ukrainische Gemeinschaft, ein gegenseitiges Mutmachen und ein Sich-Versichern: Wir geben nicht auf – oder wie Vakartschuk singt: «Kampflos ergebe ich mich nicht.»

Krieg in der Ukraine

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Echo der Zeit, 15. September 2024, 18:00 Uhr

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