Anfang Jahr kommt es rund um den Machu Picchu zu grossen Protesten: Die Lokalbevölkerung fürchtet um ihren heiligen Berg. «Der Machu Picchu steht nicht zum Verkauf», rufen sie. Die peruanische Kulturministerin solle zurücktreten. Der Protest wirft ein Schlaglicht auf die politischen Spannungen rund um Perus wichtigste Touristendestination.
Wer den Machu Picchu besucht, versteht sofort, weshalb fast zwei Millionen Besucherinnen und Besucher im Jahr hierherkommen: Bedächtig und geheimnisvoll erheben sich die Inka-Ruinen aus den Nebelschwaden. Nach und nach wird die ganze Stadt aus dem 15. Jahrhundert sichtbar: Häuser und Tempel, erdbebensicher gebaut, mit ineinander verkeilten Steinblöcken.
Tourguide Sergio Guevara Chehade zeigt auf die Ruinenstadt. Neben ihm posieren Touristen für Fotos. «Wir Tourguides wollen keinen Streit, wir wollen einfach Gerechtigkeit», sagt der Fremdenführer. Auch er ging Anfang Jahr auf die Strasse – aus Sorge um den Machu Picchu.
«70 Prozent von dem Geld, was wir hier in diesem Schutzgebiet erwirtschaften, fliesst in die Hauptstadt, nach Lima. Das meiste geht für Bürokratie drauf und für Korruption. Deshalb wollen wir unsere eigenen Einkünfte hier verwalten. In Cusco, in der Region, wo der Machu Picchu liegt.» Grund für den Streit mit der peruanischen Regierung ist ein Entscheid des Kulturministeriums: Es will den Verkauf der Eintritte für den Machu Picchu auslagern, an eine private Firma.
Ticketverkauf soll privatisiert werden
«Der Vertrag mit dieser Firma wirkt unsauber», sagt Tourguide Sergio. «Es gab keine öffentliche Ausschreibung. Und das Kulturministerium erlaubt dieser Firma eine Gewinnmarge von fast vier Prozent der verkauften Tickets. Das entspricht umgerechnet rund drei Millionen Franken pro Jahr. Dabei kümmern die sich ja nur um den Verkauf, nicht um den Erhalt des Machu Picchus. Warum also soll diese Firma mit dem Ticketverkauf so viel Geld verdienen? Warum verkauft das Kulturministerium die Tickets nicht direkt selber, wie bisher? Warum investieren wir das Geld nicht lieber in den Erhalt?»
Im Korruptionsindex von Transparency International liegt Peru im hinterem Mittelfeld – auf Platz 101 von 180. «Wenn die Ticketpreise steigen oder mehr Eintritte verkauft werden, zahlen das am Ende die Besucher und der Berg», sagt Sergio. Fast 5000 Personen besuchen den Machu Picchu pro Tag. Wären es deutlich mehr, könnte die archäologische Stätte Schaden nehmen, fürchten die Tourguides, auch Sergios Kollege Adriel Vilcas. Er spricht Quechua, die Sprache der Inka und erklärt: «Aus dieser Region, von Cusco aus, regierten unsere Vorfahren, die Inka, vom 13. bis 15. Jahrhundert über weite Teile Südamerikas. Zu diesem Erbe müssen wir Sorge tragen.»
Ein Berg, der der Welt gehört
Die peruanische Regierung hat einen Dialog mit der Lokalbevölkerung versprochen. Darauf angesprochen winkt Sergio Guevara Chehade ab. «Seit 1983 ist der Machu Picchu Unesco-Weltkulturerbe. Dieser Berg gehört nicht nur der peruanischen Regierung. Dieser Berg gehört der Welt, also hoffen wir, dass die Touristen, die aus aller Welt hierherkommen, sich für den Machu Picchu einsetzen und über ihre eigenen Botschaften in Lima Druck machen auf die peruanische Regierung.»