- Nach 18-jähriger Unterbrechung wollte Serbien am Samstag den Zugverkehr nach Kosovo wieder aufnehmen.
- Ein Zug sollte von der serbischen Hauptstadt Belgrad nach Mitrovica im Norden Kosovos fahren.
- Auf dem Zug wurden die serbischen Nationalfarben sowie der Schriftzug «Kosovo ist Serbien» angebracht.
- Nach Protesten des kosovarischen Präsidenten wurde der Zug jedoch noch vor der Grenze gestoppt.
Erstmals seit 18 Jahren sollte wieder ein Zug von Belgrad nach Kosovo fahren. Ziel war Kosovska Mitrovica im Norden des Landes, wo die serbische Minderheit die lokale Mehrheit stellt. Doch das Vorhaben hat für einen neuen Tiefpunkt in den ohnehin zerrütteten Beziehungen zwischen den beiden Ländern gesorgt.
Für alle zu lesen: «Kosovo ist Serbien»
Der von Russland gekaufte Zug hatte viele umstrittene Symbole an Bord. So war er mit Fotos von Fresken aus serbischen Klöstern in Kosovo geschmückt. In zahlreichen Sprachen – auch in Albanisch – war auf dem Zug zu lesen «Kosovo ist Serbien». Der kosovarische Präsident Hashim Thaci sprach von einer Provokation und verlangte von seinen Sicherheitskräften, den Zug zu stoppen.
Wir haben einen Zug und keinen Panzer geschickt.
Die Spezialeinheit der albanischen Polizei sei mit Gewehren und gepanzerten Fahrzeugen angerückt, teilte Serbiens Regierungschef Aleksandar Vucic mit. Serben aus der Region hatten die Polizisten eingekreist. Um Blutvergiessen zu vermeiden, habe er an der Grenze die Rückkehr des Zuges nach Belgrad angeordnet. «Wir haben einen Zug und keinen Panzer geschickt», empörte sich Vucic.
Kosovo bittet EU um Hilfe
«Das ist meine letzte Warnung an die Albaner, keinen Angriff auf Serben in Kosovo zu versuchen», sagte der in Serbien alles bestimmende Politiker: «Denn das wird Serbien nicht erlauben.» Serbiens Präsident Tomislav Nikolic berief für Sonntag eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein.
Serbien will Kosovo destabilisieren.
Pristina hingegen sieht das anders und bat auch die EU, einzugreifen. Es handle sich bei der Wiederaufnahme des Zugverkehrs um eine Einmischung, «die unsere Souveränität bedroht und beweist, dass Serbien Kosovo destabilisieren will», erklärte die kosovarische Beauftragte für Verhandlungen mit Serbien, Edita Tahiri.
Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo war 2008 von Serbien abgespalten. Belgrad will seine frühere Provinz wieder zurückhaben. Die EU vermittelt seit Jahren weitgehend ohne Erfolg.