Dem emeritierten Papst Benedikt soll es sehr schlecht gehen. Das verkündete Papst Franziskus und bat die Gläubigen, für seinen Vorgänger zu beten. Dem Aufruf folgten hohe Geistliche aus aller Welt.
Die US-Bischofskonferenz etwa veröffentlichte ein Gebet für den 95 Jahre alten Benedikt bei Instagram. Auch der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz äusserte sich in den sozialen Medien.
In Deutschland schloss sich Kölns Erzbischof Rainer Maria Woelki – den Benedikt 2012 zum Kardinal gemacht hatte – dem Aufruf zum Gebet an, ebenso wie andere Geistliche. Darunter waren etwa Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx sowie Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg.
Kein Ausnahmezustand auf dem Petersplatz
Die Anteilnahme vor Ort scheint hingegen nicht sehr gross zu sein. 24 Stunden nach Bekanntwerden der Nachricht um den Zustand des emeritierten Papstes, wirkt auf dem Petersplatz nichts wie ein Ausnahmezustand. Ausserhalb der Absperrung zum Platz sind vereinzelt Kameras aufgebaut; deutsche TV-Teams halten Ausschau nach Besuchern aus der Heimat. Auch der öffentlich-rechtliche Sender Rai hat Kameras aufgebaut – allerdings nicht wegen Benedikt, sondern wegen der bevorstehenden Messe von Franziskus an Neujahr.
Als Johannes Paul II. am Ende seines Lebens war, sassen Gläubige zu Hunderten auf dem Petersplatz, Tag und Nacht, singend und betend.
Gute Erholung in der Nacht
Aus dem ehemaligen Kloster Mater Ecclesiae kamen am Donnerstag indes positive Neuigkeiten. «Der emeritierte Papst konnte sich letzte Nacht gut erholen, er ist absolut klar und wach, und heute ist sein Zustand zwar weiterhin ernst, aber stabil», teilte Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, mit.
Körperliche Schwäche
Zuletzt in Deutschland war Benedikt kurz vor dem Tod seines Bruders Georg. Danach zog er sich endgültig in das Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten zurück. Dort machte sich das Alter immer mehr bemerkbar. Benedikt wurde körperlich schwächer und hatte immer grössere Schwierigkeiten, etwa beim Sprechen.
Nach Angaben des Heiligen Stuhls verschlechterte sich Benedikts altersbedingter Zustand zuletzt. Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete von Atemproblemen bei dem 95-Jährigen seit einigen Tagen. Aus dem Vatikan aber hiess es, die Lage sei «unter Kontrolle» und Benedikt werde von Ärzten permanent überwacht. In ein Spital wolle er aber nicht gebracht werden.
Benedikt stand in der Kritik
Von 2005 bis 2013 war Benedikt Papst, ehe er sich für einen Rückzug vom Pontifikalamt entschied. Zuvor war der als brillanter Theologe bekannte Deutsche mehr als zwei Jahrzehnte lang Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Glaubenshüter der Katholiken.
In Regensburg hatte Joseph Ratzinger – wie Benedikt mit bürgerlichem Namen hiess – an der Universität gelehrt. In Benedikts oberbayerischem Geburtsort Marktl am Inn entzündete Franz Haringer, der theologische Leiter des Geburtshauses von Ratzinger, eine Kerze für den erkrankten Papa Emeritus.
Viele Kritiker werfen ihm vor, die Kirche durch eine konservative Haltung nicht ausreichend geöffnet zu haben. Ausserdem sorgten die Enthüllungen um Missbrauchsskandale – etwa während der Zeit als Erzbischof in München und Freising – für einen Schatten über seiner Vita.