Viele Geflüchtete aus der Ukraine sind bei Gastfamilien in der Schweiz untergekommen. Bereits zeigen sich erste Probleme: Das Zusammenleben erweist sich nicht immer als einfach, Gastfamilien fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen.
Katrin Ulrich und ihre Familie waren eine der ersten privaten Gastfamilien in der Schweiz. Spontan haben sie in ihrem Haus in Zollikon/ZH Geflüchtete aufgenommen. Bereits bei den ersten Kriegsbildern aus der Ukraine, als sich Frauen und Kinder von ihren Männern an den Bahnhöfen verabschieden mussten, um aus der Ukraine zu flüchten, war Familie Ulrich klar: «Wir müssen helfen.» Nun leben sie seit über drei Wochen mit zwei Ukrainerinnen und einem Kind zusammen.
Tipp 1: Privatsphäre schaffen
«Wir finden immer noch, dass es richtig war, Geflüchtete aufzunehmen. Aber man muss sich aneinander gewöhnen. Fremde Menschen wohnen plötzlich unter einem Dach zusammen», stellt Katrin Ulrich fest. Darum rät die Schweizerische Flüchtlingshilfe, dass Geflüchtete ein eigenes Zimmer haben, damit die Privatsphäre gewährleistet ist. Bei Familie Ulrich wohnen die Ukrainerinnen sogar in einem eigenen Stockwerk, die Küche nutzen sie gemeinsam.
Veronika Dudak Igorewna, eine ukrainische Ökonomin, die bei Familie Ulrich Zuflucht gefunden hat, versucht zu erklären, warum sie sich trotz der Gastfreundschaft manchmal zurückzieht: «Ich schätze es, dass die Familie mich so herzlich empfangen hat. Ich habe kein Recht, ihnen die Stimmung zu verderben. Aber manchmal verschliesse ich mich. Es ist nicht einfach, sich von den eigenen schweren Gedanken zu trennen und die Schweiz zu geniessen. Wenn ich an das grosse Leid in meinem Land denke, ist da ein grosser Schmerz.»
Wie intensiv, aber auch emotional das Zusammenleben in einer Gastfamilie sein kann, weiss auch Cathrine Pauli. Die Zürcher Gemeinderätin hat eine Mutter mit ihren beiden Töchtern aus der Ukraine aufgenommen: «Es braucht Kompromisse und Möglichkeiten, sich im Alltag gegenseitig anzupassen. Es ist aber auch eine grosse Bereicherung.»
Tipp 2: Wie eine Wohngemeinschaft leben
Miriam Behrens, Direktorin der Schweizer Flüchtlingshilfe, beobachtet immer wieder, dass Gastfamilien Dankbarkeit erwarten. Das Zusammenleben solle auf Augenhöhe passieren, wie in einer Wohngemeinschaft.
Tipp 3: Zusätzlich Zeit im Alltag einplanen
Die Schweizerische Flüchtlingshilfe rät weiter, als Gastgeberin oder Gastgeber Zeit einzuplanen, um den Geflüchteten im Alltag zu helfen und sie zu unterstützen.
Geflüchteten zu helfen, brauche Zeit und Energie, weiss Halyna Ilyasevych Rauber vom Ukrainischen Verein Schweiz. Sowohl private Gastfamilien wie auch der Verein helfen unermüdlich, Geflüchtete unterzubringen. Das ist zeitaufwändig, und viele Gastfamilien kommen an ihre Grenzen. Für Halyna Ilyasevych Rauber jedoch ist klar: «Wir tragen Verantwortung für die Geflüchteten.»