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Nächstenliebe für Ukraine-Geflüchtete geht ins Geld
Aus Kassensturz vom 05.04.2022.
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Krieg in der Ukraine Nächstenliebe für Ukraine-Geflüchtete geht ins Geld

Eine Umfrage zeigt: Einige Kantone zahlen Gastfamilien eine Entschädigung – andere geben gar nichts.

Wer in den letzten Wochen ukrainische Flüchtlinge bei sich aufgenommen hat, tut dies aus Nächstenliebe, aus Hilfsbereitschaft oder aus Solidarität. Es verwundert nicht, dass das ins Geld gehen kann. Strom, Wasser, Essen – die Rechnungen steigen. Es entbrennt aktuell eine Diskussion über Beiträge für Gastfamilien.

26 Kantone, 26 Lösungen

Eine aktuelle Umfrage von «Kassensturz» zeigt nun: Jeder Kanton hat eine eigene Lösung getroffen. Es gibt Kantone, die auch Wochen nach Kriegsausbruch und nach der Ankunft der ersten ukrainischen Flüchtlinge in der Schweiz noch immer diskutieren, ob und wie sie Flüchtlinge bzw. deren Gastfamilien unterstützen wollen. Immerhin: In einigen Kantonen bekommen Gastfamilien bis zu 350 Franken. 

Andere Kantone hingegen delegieren die Weitergabe dieser Pauschalbeiträge direkt an die Flüchtenden, weil sie das Geld gleich mit der Sozialhilfe auszahlen. So etwa auch der Kanton Baselland. Für Hans Egarter aus Bottmingen eine unmögliche Situation: «Es wäre besser, wenn das Geld direkt zu den Gastfamilien fliessen würde. Jetzt müssten Gastfamilien das Geld wieder dort herholen, wo eh nicht viel ist.»

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Fabian Dinkel, Leiter Sozialamt BL: «Die Geflüchteten erhalten von der Sozialhilfe einen Betrag»
Aus Kassensturz vom 05.04.2022.
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Hans Egarter und seine Frau beherbergen seit Mitte März eine ukrainische Mutter und ihre beiden Töchter bei sich zu Hause. Mehr als einen Monat schon strecken die Gastgeber Geld vor, weil die Flüchtlinge bis heute weder Sozialhilfe noch den Pauschalbetrag für ihre Gastfamilien bekommen.

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Gastgeberin Dami Niederhauser: «Wir schiessen im Moment das Geld vor»
Aus Kassensturz vom 05.04.2022.
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Gastfamilien als Geldeintreiber

Beim zuständigen Kanton Baselland ist man sich des Problems bewusst. Und das kantonale Parlament hat den Regierungsrat bereits beauftragt, Abhilfe zu schaffen. Bis dahin warten die Gastfamilien weiterhin. Florian Dinkel, Dienststellenleiter Kantonales Sozialamt BL, sagt dazu: «Wenn man Leute aufnimmt und sich als Gastgeber versteht, dann ist das keine angenehme Situation, nach Geld zu fragen.» Es sei aktuell sicherlich nicht optimal. Aber man arbeite daran.

Auch nicht optimal scheint die Lösung, die Verteilung und Bemessung einzig und allein den Gemeinden zu übergeben. Ein Flickenteppich droht. Allein der Kanton Zürich hat 162 Gemeinden, von denen jede selbst entscheiden kann, ob und wie und wie viel sie Gastfamilien bezahlen mag.

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Gastgeber Hans Egarter: «Es wäre sinnvoller, das Geld direkt an die Gastgeber auszubezahlen»
Aus Kassensturz vom 05.04.2022.
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Tessin zahlt nichts – vorerst

Als bisher einziger Kanton hat sich das Tessin gegen einen Pauschalbeitrag für Gastfamilien entschieden. Letzten Donnerstag haben die Tessiner Staatsräte Norman Gobbi (Lega) und Raffaele De Rosa (CVP) darüber offiziell informiert. In der Nachrichtensendung «Il Quotidiano» vom Tessiner Fernsehen RSI doppelte Staatsrat De Rosa am Abend nach: «Wer eine geflüchtete Person bei sich zuhause aufnimmt, macht das aus Idealismus und Solidarität. Das waren auch die Vorgaben des Bundes, des Kantons. Uns ist wichtig, dass wir diese Aufnahme, diesen Geist, für drei Monate garantieren können.»

Die Konferenz der Kantonalen Sozialdirektoren (SODK) betont, man empfehle ausdrücklich einen Obolus an Gastfamilien: Solange die Kantone dieser Empfehlung aber nicht folgen, geht die Nächstenliebe der Schweizer Gastfamilien ans Portemonnaie.

Kassensturz, 05.04.22, 21:05 Uhr

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