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Die Frage nach Russlands Zahlungsfähigkeit
Aus Echo der Zeit vom 07.03.2022. Bild: Reuters
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Krieg in der Ukraine Russland geht trotz Blockaden kaum bankrott

Zahlungsfähig dürfte Russland laut Experten zwar noch recht lange sein, zahlungswillig aber wohl schon bald nicht mehr.

In den Ratings der grossen Agenturen wie Standard & Poors und Fitch haben russische Staatsanleihen in den letzten Tagen mehrere Stufen gleichzeitig übersprungen. Weil die Russische Zentralbank keinen Zugriff mehr auf rund die Hälfte ihrer Devisenreserven hat, ist das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Landes zerbröselt.

Für den russischen Staat sei das nicht wirklich gravierend, erklärt Stefan Kooths, Konjunkturchef beim Kieler Institut für Weltwirtschaft: «Diese Bedeutung ist eher gering, denn die Auslandsverschuldung ist im internationalen Vergleich sehr niedrig. Deshalb ist das wahrscheinlich nicht die grösste Sorge, die man in Russland hat.»

Und die bestehenden Schulden?

Anders gesagt: Russland hat derzeit gar keinen Anlass, im Westen neues Geld aufzunehmen. Mit Dollars und Euros kann Russland wegen der Sanktionen ohnehin nichts kaufen.

Möglich ist aber, dass Russland seine bestehenden Schulden bald nicht mehr bedient. Laut Kooths würde sich Russland dann sicherlich darauf berufen, dass man ja zahlungswillig sei, aber der Westen die Zahlungsströme unterbrochen habe.

Zahlungsverweigerung durch den Staat?

Zahlungsverweigerung als politisches Druckmittel also. Erste private russische Fluggesellschaften haben denn auch angekündigt, dass sie für im Westen gemietete Flugzeuge vorläufig keine Leasinggebühren mehr bezahlen werden.

Ähnlich könnte auch der russische Staat vorgehen. Allerdings würde der Westen das verhindern wollen, ist Kooths überzeugt: «Da würde man im Westen sicherlich Wege finden, diese Zahlungen zu ermöglichen und es nicht an den Sanktionen scheitern lassen.»

Druck auf Rohstofflieferungen?

Anders sähe die Lage aus, wenn die Einnahmen aus dem Verkauf von Rohstoffen, insbesondere von Öl und Gas, wegbrechen würden. Mit diesem Geld deckt Russland immerhin rund ein Fünftel seiner Staatsausgaben, Militär inklusive.

Kooths sagt dazu: «Dann kann sich natürlich die russische Regierung immer noch im eigenen Land verschulden. Im Zweifel können sie die Zentralbank anweisen, weiterhin Gelder für den Staatshaushalt zur Verfügung zu stellen, was allerdings die Inflation noch weiter anheizen würde.»

Bankrottgefahr?

Die Inflation liegt in Russland gemäss Schätzungen derzeit schon im zweistelligen Bereich. Wächst die Teuerung, wächst in der Regel auch die Not in der Bevölkerung.

Ganz allgemein gehen Experten wie Kooths davon aus, dass Russland zwar nicht bankrottgeht, dass Wirtschaft und Bevölkerung unter den aktuellen Blockaden im gegenseitigen Zahlungsverkehr aber deutlich stärker leiden als diejenigen in Europa und in den USA.

Echo der Zeit, 07.03.2022, 18:00 Uhr

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